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Kapitel 8

Er lächelte wegen ihrer Antwort. „So sprechen junge Menschen immer!“ sagte er. Natascha hatte ihr Crêpe aufgegessen. „Es schmeckt vorzüglich hier, nicht?“ fragte sie ihn. Er nickte mit vollem Mund. Falls ich noch einmal hierher komme, könnten wir ja wieder ein Crêpe zusammen essen!“ schlug er leichthin vor, als er zu Ende gekaut hatte. „Warum nicht?“ antwortete Natascha, noch ehe sie darüber nachgedacht hatte. „Wissen Sie, was ich mir wünschen würde?“ fragte er sie daraufhin. Natascha trank ihren Kaffee aus. „Nein!“ „Ich wünschte mir, Sie könnten mir, bevor ich nach München zurückfahren muss, ein Stück ihrer Wahl auf dem Flügel vorspielen! Sie müssen aber natürlich nicht, wenn Sie nicht wollen! Entschuldigen Sie! Ich möchte nicht aufdringlich sein!“ fügte er hastig hinzu. „Schließlich bin ich ein Fremder für Sie.“Natascha sah ihn lange an.

Sie spürte, es herrschte – obwohl sie nicht länger als eine knappe Stunde hier mit ihm zusammen gesessen hatte – eine seltsame Vertrautheit zwischen ihnen. Als wenn sie sich schon lange kennten! Sie hätte es keinem erklären können, warum, aber sie sagte einfach: „Ja, kommen Sie!“ Gemeinsam gingen sie zurück in ihre Wohnung. Sie setzte sich an den Flügel und spielte Chopins Prelude A dur op 28 nr. 7. Als die letzten Töne im Raum verklungen waren, drehte sie sich zu ihm um. Er saß da, mit geschlossenen Augen, zurückgelehnt in die Kissen und in seinem Gesicht leuchtete ein Frieden, den sie vorher nicht gesehen hatte.

Als es still blieb, öffnete er die Augen und lächelte sie dankbar an. Das nehme ich mit nach Hause!“ sagte er und ergriff ihre Hände. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Sie spielen wunderbar!“ Natascha wusste nichts zu erwidern und zog ihre Hände aus seinen. Er ging zur Tür. Doch bevor er sie hinter sich zuzog, sagte er mit einem Schalk in den Augen: „Jetzt können Sie wieder unbehelligt auf Ihren Parkplatz!“ Dann fiel die Tür ins Schloss. Natascha stand da, ohne sich zu rühren. Was war geschehen, dass sie sich so glücklich fühlte?


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