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Kapitel 18


„Wir könnten uns ja zu einem Kaffee zusammensetzen, oder? Dafür reicht Ihre Zeit doch bestimmt noch!“ Natascha nickte. Wie willenlos ging sie neben ihm her. Er steuerte zielbewusst das kleine Crêpe -Café an. Natascha dachte an Jens. „Oh, wir können auch dort am Ende der Straße in ein Fünfzigerjahre-Café gehen. So etwas kennen Sie bestimmt noch nicht.“ Sie zog ihn am Ärmel einfach weiter. Lachend ließ es Hardenberg geschehen. „Mal sehen, wer schneller da ist!“ rief Natascha und lief los. Atemlos kamen beide zur gleichen Zeit an der Ladentür an. „Sie sind ja noch ganz schön fit für Ihr Alter!“ sagte Natascha lachend ganz aus der Puste. „Sie sind besser als ich. Ich muss mehr schnaufen.“ Sie öffnete die Ladentür. Ein Glöckchen ertönte. Hardenberg trat hinter ihr ein und folgte dieser, zielstrebig auf einen Tisch zugehenden, jungen Frau. Ihr Gang war sehr reizvoll und sie hatte den hübschesten Po, den er je gesehen hatte. Aber das war bestimmt nicht nur ihm aufgefallen. Da war er sich sicher. „Gehen Sie oft mit Ihrem Freund hierher?“ fragte er direkt, während er sich hinsetzte. Er war immer sehr direkt auf sein Ziel losgegangen. Er hasste Umschweife. „Ich habe keinen Freund, wenn Sie das wissen wollen!“ antwortete Natascha. Männer waren doch immer gleich. Es wäre schade, wenn er auch nur so ein Langweiler wäre, der nur auf ihr Äußeres abfuhr. Eigentlich schätzte sie ihn nicht so ein. „Was machen Sie hier in Hamburg? Hat Ihr Arbeitgeber Sie wieder auf Dienstreise geschickt? Gibt es so viele kaputte Balkone?“ fragte sie lächelnd. Die Bedienung trat an den Tisch und sie bestellte sich einen Kaffee. „Tja, es ist oft mehr kaputt, als man denkt!“ antwortete er ausweichend. Er wollte ihr nicht sagen, dass er der Inhaber dieser „Firma“ war. Das hätte sie bestimmt zurückschrecken lassen. Instinktiv wusste er das und er hatte nicht so unrecht damit. „Ich werde hier einige Tage bleiben…“ „Und dann zu Frau und Kind zurückkehren!“ schloss Natascha beißend den Satz. Als sie seinen betroffenen Gesichtsausdruck sah, murmelte sie: „Entschuldigung, war nicht so gemeint!“ „Nein, das ist schon richtig.“ sagte er ganz ruhig. „Ich habe Familie und bin auch verheiratet. Ich mache daraus kein Hehl, wie Sie sehen.“ Er hob seinen rechten Ringfinger. Er wollte noch hinzufügen – „aber wie ich vorhin schon sagte, es ist mehr kaputt, als man denkt“ – aber er biss sich auf die Lippen. So wehleidig wollte er vor ihr nicht dastehen. „Kennen Sie eigentlich Hamburg?“ fragte Natascha, eher ungeschickt vom Thema ablenkend. „Nicht viel! Auf der Alster bin ich noch nicht gesegelt und ein paar Museen fehlen mir auch noch!“ „Dann fehlt Ihnen ja das Schönste!“ sagte sie. „Wenn Sie Lust haben, können wir heute Nachmittag zum Segeln auf die Alster gehen. Ich hab einen Segelschein!“ Hardenberg zögerte. Sollte er ihr sagen, dass er auch einen hatte? Aber Natascha nahm ihm die Entscheidung schon ab. „Na gut! Wenn Sie nichts dagegen haben – und Sie sagen ja nichts – treffen wir uns gegen 16 Uhr an der Alster. “ Er brauchte nur noch zu nicken. Seinen Kaffee hatte er mittlerweile ausgetrunken.


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