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Kapitel 3


Natascha saß mit ihrem Wagen auf der Autobahn kurz vor Hamburg fest im Stau. Es war wie nach jedem Wochenende. Ungeduldig klopfte sie auf das Lenkrad. Sie schaute auf den Rücksitz. Ihre Mutter hatte ihr zu ihrem 24. Geburtstag eine große Aralie geschenkt. Hoffentlich schadete ihr die pralle Sonne nicht! Sie schaltete das Radio an und stellte den Rückspiegel auf ihr Gesicht ein. Prüfend schaute sie sich an. Angela hatte erwähnt, man sähe ihr die 24 Jahre nicht an. Sie sähe eher wie zwanzig aus! Ihr Vater hatte Angela zugestimmt. Vielleicht stimmte es ja! Warum sollte Vaters Schwester lügen? Stammten sie beide doch aus einem Pastorenhaushalt! Es ging wieder weiter. Meter für Meter näherten sie sich Hamburg. Endlich war auch der letzte Wagen frei gekommen und Natascha trat aufs Gaspedal. Sie war eine rasante Fahrerin, die „Schnellfahren“ mit Leidenschaft betrieb. Dem zarten, mädchenhaften Wesen trauten viele so etwas nicht so, und sie waren immer bass erstaunt, wenn sie Beifahrer in ihrem Wagen gewesen waren. Sie hatte den braven Audi von einem guten Freund tunen lassen- ohne Wissen ihrer Eltern natürlich. Verärgert haute sie mit der Faust aufs Lenkrad. Der dicke Bonzenwagen vor ihr hatte ihr doch tatsächlich „ihren“ Parkplatz vorm Haus weggeschnappt! Empört stieg sie aus. „Haben Sie nicht gesehen, dass ich zuerst geblinkt habe? Sowas ist verkehrswidrig! Meinen Sie, Ihr dicker Wagen gibt Ihnen eine Sondererlaubnis?“ Das getönte Fenster an der Fahrerseite glitt herunter. „Es dauert nicht lange! Entschuldigen Sie!“ sagte höflich ein noch höflicheres Gesicht unter einer Chauffeursmütze. „Warum denken die immer, sie haben Sonderrechte mit diesem Outfit?“ murrte Natascha im Stillen, während sie grollend einstieg, um sich einen neuen Platz zu suchen.


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