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Kapitel 12

Er arbeitete den Plan für seine Abwesenheit aus, bestimmte den alten Weiser zu seinem Stellvertreter und machte den Umschlag mit seiner Handynummer für den Notfall fertig. Er händigte ihn Frau Dolhaupt aus. Sie war die Einzige, die wusste, dass er für seine Frau „auf Geschäftsreise“ war, riefe sie einmal unverhofft an.

Es ging alles sehr schnell. Ehe er sich versah, stand er draußen im Sonnenlicht und ging gemächlich zum Parkplatz. In einer Birke am Rande des Platzes sang eine Amsel. Er lauschte entzückt. Wie lange schon hatte er solche Dinge nicht mehr wahrgenommen! Den Sonnenschein, die singenden Vögel, die sich streitenden Spatzen in einer Pfütze, die vom letzten Gewitter übrig geblieben war! Er reckte sich, dann setzte er sich in den Wagen. Zu Hause lief er – zwei Stufen auf einmal nehmend – die Treppe zum Ankleidezimmer hoch. Er langte den kleinen Reisekoffer, den er immer für Geschäftsreisen nahm, vom Bord und begann zu packen. Nach unten legte er die Freizeitsachen. Darüber – falls seine Frau ihm plötzlich über die Schulter sähe – einen Anzug, mehrere Hemden und Schlipse. Im Heruntergehen rief er nach Ines. Doch nur das Hausmädchen erschien. „Die gnädige Frau ist weggegangen. Soll ich ihr was ausrichten?“ Er zögerte. „Ja, sagen Sie ihr, ich bin auf Geschäftsreise und geben Sie ihr bitte diesen Brief. Ich rufe sie heute Abend vom Hotel aus an.“ Das Mädchen knickste. „Jawohl, Herr Hardenberg. Ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt!“ Sie knickste noch einmal, doch da war er schon zur Tür hinaus. Sein Herz jubelte, als er in seinen Sportwagen stieg und aus der Garage fuhr. „Ich hätte auch fliegen können“ dachte er noch, aber er wollte auch den Sonnenschein und die neu gewonnene Freiheit genießen. Wann fuhr er schon mal selber? Selten genug hatte er dazu Zeit! Der Maserati schnurrte zufrieden, als er auf die Autobahn auffuhr.


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