Seine Stunde mit ihr würde schon kommen. Für den krönenden Abschluss hatte er ein großes Feuerwerk an Land geplant, von dem außer ihm und den Pyrotechnikern niemand wusste. Er freute sich schon jetzt auf die entzückten Gesichter der jungen Leute. Danach würde er bekannt geben, dass die Party zu Ende war. Wie geplant, wurde das Feuerwerk die größte Überraschung. Er hatte nicht an den besten Pyrotechnikern gespart, vom Band lief majestätisch die Feuerwerksmusik von Händel und er sah bei etlichen jungen Frauen, aber auch Männern, wie sie sich verstohlen ein paar Tränen der Ergriffenheit aus den Augenwinkeln wischten. Als es vorbei und der letzte Ton verklungen war, wartete er noch ein paar Minuten, dann trat er ans Mikrofon und erklärte die Party für beendet. Natascha hatte er nicht mehr unter den Gästen gesehen. Sie war wohl schon schlafen gegangen. Vielleicht hatte sie das Feuerwerk ja von ihrer Kabine aus beobachtet. Er war daher wirklich überrascht, ihr auf dem Vorderdeck zu begegnen, wo sie, allein, in einen seiner Gästebademantel gehüllt, an der Reling stand.
Hardenberg trat neben sie.
„Hat Ihnen das Fest gefallen?“ fragte er beiläufig, während er in das dunkle Wasser schaute. „Ja!“ antwortete sie schlicht.
„Jetzt will ich aber wieder ins Bett, sonst verschlafe ich noch den ganzen Morgen.“ „Gute Nacht, Natascha!“ Hardenberg schaute sie an. Sie gab seinen Blick zurück. Schweigend schauten sie, bis sich Hardenberg aus der Erstarrung löste und sie plötzlich in die Arme nahm und küsste. Sie wehrte sich nur kurz, dann erwiderte sie seufzend seinen Kuss.
Natascha wachte am frühen Morgen trotz des kurzen Schlafs erfrischt auf. Sie war wohl nicht die Erste, denn draußen hörte sie schon Stimmen und Schritte. Ihre Morgentoilette dauerte nicht lange und kurze Zeit später war sie schon im Salon. Die Handwerker hatten ihr Möglichstes getan, ihn so schnell wie möglich wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Der Flügel war schon weg, auch die Discokugeln bis auf zwei alle ab -montiert und die Blumenarrangements hatte man wohl auf dem ganzen Schiff verteilt. Sie sah Hardenberg schon in einem Sessel an einem Tisch sitzen und frühstücken. „Darf ich mich dazu setzen?“, fragte sie „oder ist der Platz für die Ehefrau reserviert?“
„Der Platz ist frei, meine Frau ist schon seit zwei Stunden unterwegs. Sie ist mit Judith in die Berge hinauf“, er machte eine weitläufige Bewegung hinter sich, „mit dem Auto. Es ist der letzte Ausflug sozusagen, denn Judith fährt morgen früh ins Internat.“
Natascha nahm Platz. Ein Stewart erschien sofort und fragte nach ihren Wünschen. Sie bestellte sich ein Croissant und einen Milchkaffee.
„Ich finde ja, die Franzosen können nicht frühstücken!“ sagte Hardenberg. „Schon der Kaffee ist eine Zumutung! Aber ich will niemanden den Appetit verderben“, sagte er entschuldigend, als der Steward das Gewünschte brachte. Natascha biss mit Genuss in das noch heiße Gebäck und nahm einen großen Schluck Kaffee. „Und was haben Sie mit mir vor,…“ Er unterbrach sie. „Bitte, sag Du zu mir, Natascha! Nach gestern Nacht…“ Sie zögerte einen Moment, dann sprach sie weiter: „Was hast Du mit mir vor, da Du mich ja batest, bis heute Mittag zu bleiben?“ Sie sah ihn direkt an.
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