Über unser Zuhause
von Katharina Kumeko
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ONsüd-BIld: Pokojski |
Es gibt ein interessantes Buch über das, was uns unser Haus, unser Zuhause erzählen kann und was es
eigentlich ist:
Ich denke da an Bill Brysons Buch “Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge“.
Bill Bryson zeigt uns darin unser Heim, wie wir es vorher noch nie betrachtet haben.
Viele Menschen erwerben ein Haus, das bereits steht, oft seit mehreren Jahrzehnten, manchmal seit fast einem Jahrhundert. Oft machen sie sich nicht die Mühe, einmal nachzuforschen, was mit den Räumen in ihrem Haus geschah. Bill Bryson hat sich in seinem Buch mit jedem seiner Räume in seinem neuerworbenen Pfarrhaus von 1850 beschäftigt und Erstaunliches - auf über 500 Seiten - zutage gefördert.
Man denke nur an Tapetenschichten, wenn man beginnt, beim Renovieren alte Tapeten abzukratzen. Was mag da nicht alles zutage treten? Oft kommen Muster zum Vorschein, die man aufgrund der Farben oder Formen ganz deutlich einer Zeitepoche zuordnen kann. Fast jeder kennt noch die farben- und formenprächtigen Muster der Siebziger Jahre. Psychedelic pur!
Oder man findet, äußerst selten, Wandmalereien vor. Meine Großeltern mütterlicherseits kamen aus der Stadt Bolechow im damaligen Polen.
Sie wurden im 2.Weltkrieg vertrieben und siedelten sich in Ostdeutschland an. Ihre „Tapeten“ - sah ich mit Erstaunen als Kind - malten sie selbst! Wie toll ist das denn!?! dachte ich damals. Mit einer Art „Schablonenroller“, mit eigenen Schablonen und selbstangerührter Kalkfarbe malten sie eigene Kreationen direkt auf die Wand. (Wahrscheinlich stammt daher mein Verlangen, stets auch meine vier Wände in mein kreatives Schaffen mit einzubeziehen. ;-)
Ich erinnere mich auch daran, dass es früher in den Aussenbezirken der Stadt hinter jedem Haus ein oder mehrere Stallgebäude aus Mauerwerk gab.
In einem davon war unsere „Waschküche“, in der direkt an die Wand zwei riesige, tiefe Steinbecken angemauert waren, in denen man seine Wäsche von Hand wusch. Ein Bad in der Wohnung? Gab es im vorletzten Jahrhundert in diesem Haus garantiert nicht.
Man „wusch“ sich an einer Art „Toilettentisch“ mit einer Kanne Wasser an einer Emailleschüssel.
Das habe ich als Kind noch bei unserem alten Vermieter gesehen, als er mir einmal seine Räume zeigte.
Welcher Mensch weiß schon, was an der Stelle seines jeweiligen Hauses war, bevor dieses gebaut wurde?
Stadt-Geschichtsforschung ist ein interessantes Sachgebiet, vor allen Dingen, wenn man dafür sein Zuhause und/oder dessen Umgebung heranzieht.
Alles ist in ständiger Veränderung.
Unser Zuhause entpuppt sich vielleicht als spannende und vielleicht unerschöpfliche Fundgrube höchst unterhaltsamer Fakten.