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Juli

Über unser Zuhause

Teil 1

von Katharina Kumeko

ONsüd-Bild: Pokojski
Jeder Mensch lebt in einem Zuhause - entweder in einem alten Haus oder einem Neubau oder einer Mietwohnung. Manche sogar nur auf einem Campingplatz in einem Caravan. Und es gibt nicht wenige, die ab einem bestimmten Alter ihr Haus und Hab und Gut verkaufen, mit dem so erworbenen Geld einen alten, segeltüchtigen Kahn erwerben und mit diesem jahrelang um die Erde segeln und ihr Zuhause gegen dieses nun zwar beengte, doch bewegliche Schiff eintauschen. Es gibt etliche, die es vorziehen, dieselben Touren zu Lande mit ausgebauten oder fertigen Reisemobilen zu machen. Kurz gesagt, „sesshaft“ kann man eigentlich überall werden. Und wer einmal die Freuden des Wenig-Besitzens erlebt hat, und das immense Freiheit- und Lebendigkeits- Gefühl beim Nomadenleben, ob per Wasser oder zu Lande, der wird diese Form des Wohnens nicht so schnell wieder aufgeben wollen.


Wir, mein Mann und ich, sind monatelang mit unserer damals gerade einjährigen Tochter in einem selbstausgebauten Wohnmobil unterwegs gewesen;  erst in der Schweiz, dann über die französischen Seealpen, danach in mehr oder weniger großen „Schlenkern“ weiter über die Dordogne, durch ganz Frankreich bis hinunter ans Mittelmeer. Wir blieben an einem Ort oder in einer Gegend so lange, wie wir Lust dazu hatten. Dann suchten wir uns auf der Landkarte ein neues Ziel und steuerten es gemächlich an. Unsere Tochter blühte auf und gedieh, mein Mann lernte das Surfen in Seen und im Mittelmeer, ich suchte und fotografierte seltene Insekten wie Gottesanbeterinnen, Zikaden und Hirschkäfer. Unser tägliches Leben verlief, entgegen den entsetzten Vorwürfen unserer Eltern, wie man solch ein Vagabundenleben führen könne, ohne große Probleme: Waschmaschinen gab es auf fast allen Campingplätzen, Pampers damals in viel besserer und modernerer Ausstattung als in Deutschland, Supermärkte gab es auch, das Essen war in Frankreich vorzüglicher als in unserer Heimat, und unseren Tagesablauf fanden wir nicht so wahnsinnig verschieden gegenüber unserem vorherigen Leben. (Unterwegs trafen wir ein weiteres, junges Ehepaar, die mit Pferd und Wagen unterwegs nach Schweden waren.)
Ich hätte ewig so weiterreisen können, doch natürlich war dem die Grenze des Bezahlbaren gesetzt, und es gab dann irgendwann ein absehbares Ende.
Alle waren wir braungebrannt, fröhlich, und gesund, als wir nach längerer Zeit wieder zurück kamen. Nichts und niemand war zu Schaden gekommen, nicht einmal meine Teetasse aus dünnem Porzellan.
Unsere Tochter konnte mittlerweile sicher laufen und sprechen.
Wir jedoch taten uns einige Zeit sehr schwer damit, nur noch an einem Ort und in einem Haus aus Stein leben zu müssen.