Mittwoch, 1. November 2023

Kapitel 19


„Sind Sie gebürtig aus Hamburg?“ fragte er und hob die Hand, um sich noch einen Kaffee zu bestellen. „Nein, ich komme aus Niebüll. Oben in Schleswig-Holstein.“ „Hat da nicht der Maler Nolde gelebt?“ Die Bedienung kam an ihren Tisch und fragte nach ihren Wünschen. Natascha wollte keinen Kaffee mehr. „Das war in Seebüll. Die meisten Menschen vertun sich damit. Das ist ziemlich verschlafen dort. München ist bestimmt interessanter, kann ich mir vorstellen.“ „Wenn Sie mal nach München kommen, besuchen Sie mich doch mal. Sie sind herzlich eingeladen!“ Hardenberg trank den gerade bestellten Kaffee fast in einem Zug aus. Er hatte nicht umsonst bemerkt, dass Natascha verstohlen auf ihre Uhr geschaut hatte. Sie stand auf. „Es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich nach Hause!“ Hardenberg erhob sich und bezahlte am Tresen. „Wenn es Ihnen recht ist, begleite ich Sie noch bis zum Parkplatz.“ Den Rückweg legten sie schweigend zurück. „Also, bis heut Nachmittag!“ Natascha grüßte kurz, stieg in ihren Wagen und fuhr los. Hardenberg sah auf seine Uhr. In weniger als zweieinhalb Stunden würde er sie schon wiedersehen. Am liebsten hätte er gesagt: „Natascha, lass uns bis nachher noch zusammenbleiben!“ Aber er hatte schnell gemerkt, dass sie eine eher spröde, junge Frau war und das es noch eine gute Weile – wenn überhaupt – dauern würde, bis sie sich näher kennenlernen würden. Sie war nicht eine, die man schnell und im Vorübergehen erobern konnte. Ob sie ihn wohl mochte? Oder traf sie sich heute Nachmittag nur aus Höflichkeit und weil sie zufällig nichts Besseres zu tun hatte, mit ihm?


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Dienstag, 31. Oktober 2023

Kapitel 18


„Wir könnten uns ja zu einem Kaffee zusammensetzen, oder? Dafür reicht Ihre Zeit doch bestimmt noch!“ Natascha nickte. Wie willenlos ging sie neben ihm her. Er steuerte zielbewusst das kleine Crêpe -Café an. Natascha dachte an Jens. „Oh, wir können auch dort am Ende der Straße in ein Fünfzigerjahre-Café gehen. So etwas kennen Sie bestimmt noch nicht.“ Sie zog ihn am Ärmel einfach weiter. Lachend ließ es Hardenberg geschehen. „Mal sehen, wer schneller da ist!“ rief Natascha und lief los. Atemlos kamen beide zur gleichen Zeit an der Ladentür an. „Sie sind ja noch ganz schön fit für Ihr Alter!“ sagte Natascha lachend ganz aus der Puste. „Sie sind besser als ich. Ich muss mehr schnaufen.“ Sie öffnete die Ladentür. Ein Glöckchen ertönte. Hardenberg trat hinter ihr ein und folgte dieser, zielstrebig auf einen Tisch zugehenden, jungen Frau. Ihr Gang war sehr reizvoll und sie hatte den hübschesten Po, den er je gesehen hatte. Aber das war bestimmt nicht nur ihm aufgefallen. Da war er sich sicher. „Gehen Sie oft mit Ihrem Freund hierher?“ fragte er direkt, während er sich hinsetzte. Er war immer sehr direkt auf sein Ziel losgegangen. Er hasste Umschweife. „Ich habe keinen Freund, wenn Sie das wissen wollen!“ antwortete Natascha. Männer waren doch immer gleich. Es wäre schade, wenn er auch nur so ein Langweiler wäre, der nur auf ihr Äußeres abfuhr. Eigentlich schätzte sie ihn nicht so ein. „Was machen Sie hier in Hamburg? Hat Ihr Arbeitgeber Sie wieder auf Dienstreise geschickt? Gibt es so viele kaputte Balkone?“ fragte sie lächelnd. Die Bedienung trat an den Tisch und sie bestellte sich einen Kaffee. „Tja, es ist oft mehr kaputt, als man denkt!“ antwortete er ausweichend. Er wollte ihr nicht sagen, dass er der Inhaber dieser „Firma“ war. Das hätte sie bestimmt zurückschrecken lassen. Instinktiv wusste er das und er hatte nicht so unrecht damit. „Ich werde hier einige Tage bleiben…“ „Und dann zu Frau und Kind zurückkehren!“ schloss Natascha beißend den Satz. Als sie seinen betroffenen Gesichtsausdruck sah, murmelte sie: „Entschuldigung, war nicht so gemeint!“ „Nein, das ist schon richtig.“ sagte er ganz ruhig. „Ich habe Familie und bin auch verheiratet. Ich mache daraus kein Hehl, wie Sie sehen.“ Er hob seinen rechten Ringfinger. Er wollte noch hinzufügen – „aber wie ich vorhin schon sagte, es ist mehr kaputt, als man denkt“ – aber er biss sich auf die Lippen. So wehleidig wollte er vor ihr nicht dastehen. „Kennen Sie eigentlich Hamburg?“ fragte Natascha, eher ungeschickt vom Thema ablenkend. „Nicht viel! Auf der Alster bin ich noch nicht gesegelt und ein paar Museen fehlen mir auch noch!“ „Dann fehlt Ihnen ja das Schönste!“ sagte sie. „Wenn Sie Lust haben, können wir heute Nachmittag zum Segeln auf die Alster gehen. Ich hab einen Segelschein!“ Hardenberg zögerte. Sollte er ihr sagen, dass er auch einen hatte? Aber Natascha nahm ihm die Entscheidung schon ab. „Na gut! Wenn Sie nichts dagegen haben – und Sie sagen ja nichts – treffen wir uns gegen 16 Uhr an der Alster. “ Er brauchte nur noch zu nicken. Seinen Kaffee hatte er mittlerweile ausgetrunken.


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Montag, 30. Oktober 2023

Kapitel 17


Jens schaute ihr hinterher. Natascha lief schnell zum Parkplatz des Unigeländes. Sie wollte so schnell wie möglich nach Hause. In ihrer Eile stieß sie immer mal wieder mit Passanten zusammen. Sie murmelte dann nur eine Entschuldigung und hastete weiter. Doch plötzlich, nach einem weiteren Zusammenstoß mit einem Passanten, wurde sie, als sie weitereilen wollte, am Arm festgehalten. „Na hören Sie mal, was fällt Ihnen ein?“ fuhr es ihr heraus, doch als sie hoch schaute, blickte sie in ein bekanntes Gesicht. „Die blauesten Augen der Welt schauen mich an!“ platzte es aus ihr heraus, bevor sie ihren Arm aus seinem Griff wand. „Na, wie geht es Ihnen?“ Beinahe gleichzeitig hatte jeder von ihnen diese Frage gestellt. Sie mussten beide lachen. „Also, mir geht es gut!“ sagte Natascha, bei der die Müdigkeit plötzlich wie von Geisterhand weggewischt war. Sie schaute ihn an. Er sah heute jünger aus als damals. Das lag wohl an seiner Kleidung. Er trug weder Anzug noch Schlips. „Das steht Ihnen viel besser als der Anzug neulich.“ konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen. Beide standen immer noch an der Stelle, wo sie aufeinandergeprallt waren. Keiner von ihnen machte Anstalten wegzugehen. Sie schauten sich immerzu an. Plötzlich wurde Natascha sich ihres Verhaltens bewusst und sagte: „Ja, dann will ich mal wieder gehen. Ich muss zum Parkplatz!“ Er räusperte sich. „Am liebsten würde ich Sie nochmal am Arm festhalten, aber das wäre ja wohl zu unhöflich!“ Natascha nickte. Immer noch standen sie sich gegenüber, bis schließlich Hardenberg ihren Arm fasste und sagte:


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Sonntag, 29. Oktober 2023

Kapitel 16


„Komm, hier kann man schön auf die Straße schauen!“ Sie zog Jens zu einem Tisch am Fenster. Beide bestellten ein ordentliches Frühstück. Es war das letzte, dass sie gerade noch bekommen konnten. Danach gab es nur noch Crêpes oder Kuchen. „War gut, gestern Nacht!“ sagte Jens mit vollem Mund. Sie nickte. Ja, es war schön gewesen. Warum nur verstand sie sich heute nicht mehr so gut mit ihm? Heute ging er ihr eher auf die Nerven mit seinem „Vollen-Mund-Gerede“ über sein Auto, das er in die Werkstatt hatte bringen müssen. „Und gestern ist er noch so toll gefahren, ohne zu mucken!“ kaute er mehr, als er sprach. „Sag mal, musst du immer mit vollem Mund reden?“ fuhr sie ihn gereizt an. Erschrocken hielt er die Hand vor seinen Mund. „Entschuldige! Ist’s so besser?“ Er lächelte sie entschuldigend an. Der arme Kerl konnte ja nicht wissen, dass in Nataschas Gedanken ein älterer Herr statt seiner am Tisch saß. Natascha blickte mehr durch Jens hindurch, als dass sie ihn ansah. „Ist schon okay! Ich bin nur gereizt, weil ich heute Morgen nicht ausgeschlafen habe.“ Natascha wäre fassungslos gewesen, hätte sie zu diesem Zeitpunkt aus dem Fenster gesehen. Drüben stand – lässig an einen Poller gelehnt – Stefan Hardenberg. Er konnte Natascha sehr wohl sehen und er hatte Mühe, seine Lässigkeit beizubehalten. Doch dann ging er. Natascha hatte ihn nicht gesehen. An der Tür trennte sie sich von Jens. „Ich lass heute meine anderen Seminare ausfallen. Ich hab einfach keine Lust dazu!“ „Wollen wir etwas anderes unternehmen, Natascha?“ fragte Jens unglücklich. „Nein, lass mal. Also, bis dann!“ Sie drehte sich um und ging.


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Samstag, 28. Oktober 2023

Kapitel 15


Sie schrak zusammen, als es mit einem Mal ganz still war. Hatte sie etwas verpasst? Hatte Meyer sie aufgerufen? Jens stieß sie an. „Tut mir leid, ich habe eben nicht aufgepasst! Könnten Sie…?!“ „Ich fragte eben nach einigen Prinzipien der Kompositionslehre. Da müssten Sie doch die meiste Ahnung haben.“ Meyer schaute sie durchdringend an. „So aus dem Stegreif kann ich das im Moment nicht beantworten. Ich kann mich aber für die nächste Stunde kundig machen.“ Natascha lächelte ihn hinreißend an. Das funktionierte immer. Und sie hatte Recht. Auch dieses Mal war es so. Er winkte ab und sagte freundlich: „Ja, wenn Sie das machen würden! Frau Winter!“ Er schaute auf seine Uhr. „Im übrigen möchte ich für heute Schluss machen. Auf Wiedersehen in einer Woche, meine Damen und Herren.“ Alle klopften ein bisschen anerkennend auf ihre Pulte. Dann standen sie auf und gingen hinaus auf den Korridor. „Sollen wir ein Crêpe essen gehen oder ein Spiegelei? Ich habe noch nicht gefrühstückt.“ sagte Jens. Natascha wollte erst den Kopf schütteln. Alles, nur nicht dahin, wo sie mit Hardenberg gesessen hatte. Aber dann überlegte sie es sich anders. „Ich habe auch noch nichts gegessen; ja, können wir!“ Sie hakte sich demonstrativ bei Jens ein, der glücklich ihren Arm an sich drückte und sie gingen los. Im Café war es um diese Uhrzeit meist leer. Die anderen Studenten waren alle in der Mensa essen, die meisten jedenfalls. Natascha vermied es, sich an den damaligen Tisch zu setzen.


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Freitag, 27. Oktober 2023

KIRCHE, KAFFEE & KUNST

 

Kunst für guten Zweck

Zwei Suderwicher Künstler stellen mit drei weiteren Künstler*innen ihre Werke aus

Mit dabei:  Gerhard Bühning (rechts im Bild) und Hans-Joachim Pokojski sind am 11. und 12. November 2023 im Pfarrheim St. Johannes präsent. 
ONsuderwich-Bild: Sebastian Pokojski


Viele attraktive Angebote gibt es im Pfarrheim und in der Kirche rund um St. Johannes zum Martinimarkt. Die Veranstalter, die Gemeinde Liebfrauen, zusammen mit dem Kabangwe-Kreis, der Stiftung Liebfrauen und der Kirchortausschuss St. Johannes, haben dieses Jahr neben dem traditionellen Kabangwe-Café auch eine große Kunstausstellung und den Verkauf der Werke organisiert. Ein Teilerlös kommt der Stiftung Liebfrauen zu Gute, der Erlös des Kabangwe-Café der Partnergemeinde St. Mary in Sambia. 
Das Pfarrheim ist am Samstag, 11.November, von 14 bis 17 Uhr und am darauffolgenden Sonntag (12. November) von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet. Die Kirche ist ebenfalls (Samstag, 13-17 Uhr und Sonntag ab 9.30 Uhr mit offenem Ende) für Besucher*innen zugänglich. Für Kinder und Erwachsene gibt es dort Weihrauchtasting, den Martinsweg und auch Zeit für Ruhe und Besinnung. Der Festgottesdienst am Sonntag um 10.30 Uhr wird vom Kabangwe-Kreis mitgestaltet. Am späten Nachmittag um 17.00 Uhr sind alle herzlich zu einer Friedensandacht bei Kerzenschein unter musikalischer Gestaltung des Chores Querbet eingeladen.


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Kapitel 14

Als er damals abgefahren war, hatte sie noch ein oder zwei Tage wie ein Teenager von ihm geträumt, hatte sich vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn er sie in seine Arme nehmen und küssen würde. Aber danach war sie wieder aufgewacht. Sie hatte sich klargemacht, dass er sie wahrscheinlich schon längst vergessen hatte. Er hatte bestimmt eine bezaubernde, sehr gut aussehende Frau und große Kinder. Und so hatte sie begonnen, mit Jens herumzuziehen, um ihn zu vergessen. Und es war ihr auch gelungen, bis der heutige Morgen alles kaputtgemacht hatte. Hinter sich hörte sie ärgerliches Hupen. Sie schreckte auf. Natürlich! Die Ampel war längst grün! Sie versuchte sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Einen Unfall wollte sie wegen ihm nun wirklich nicht bauen!

Im Foyer des Unigebäudes wartete schon Jens auf sie. Sein jungenhaftes Gesicht wirkte irgendwie unreif, fand sie heute. „Na, wie geht’s?“ fragte er und küsste sie zur Begrüßung einmal links und einmal rechts auf die Wange. Sie nahm ihren Kopf etwas zurück. Seinen Geruch konnte sie heute nicht gut leiden. Zusammen gingen sie in Raum zwei. Ein paar Leute waren schon da. Sie grüßten lässig. Dann kam Dozent Meyer herein und hielt seinen mehr oder weniger großartigen Monolog. „Es ist eigentlich ein Seminar, in dem auch andere Leute etwas sagen dürfen, aber das scheint er noch nicht begriffen zu haben. “ flüsterte Jens ihr ins Ohr. Natascha hörte nicht hin. Dieser Meyer, mit Y, wie er immer betonte, war bestimmt genauso alt wie Hardenberg. Auch er trug einen Ring, hatte Kinder, sah auch nicht schlecht aus, aber er war sterbenslangweilig. Sie hatte ihn auf Sommerseminar-Festen erlebt, die er manchmal in seinem eigenen Haus gab. Es war doch eine andere Welt, in der die Älteren lebten.


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