Dienstag, 24. Oktober 2023

Umwelt & Bildung

 


Azubi-Praxistag 2023

Sichtlich Freude hatten die Auszubildenden beim Ausführen kleinerer Baggerarbeiten.
ONsüd-Bilder: Kirsten Neumann/EGLV

Gemeinsam für eine nachhaltige Ausbildung


Großer Azubi-Praxistag von EGLV, dem Kreis Recklinghausen und der Stadt Castrop-Rauxel

Castrop-Rauxel / Recklinghausen. Rund 50 Auszubildende nahmen in der vergangenen Woche am Azubi-Nachhaltigkeitstag teil. Organisiert wurde die Veranstaltung von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) zusammen mit dem Kreis Recklinghausen und der Stadt Castrop-Rauxel. Im Adalbert-Stifter-Gymnasium und im neuen Natur- und Wasser-Erlebnis-Park an der Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Recklinghausen vermittelten die Kooperationspartner ihren jungen Nachwuchskräften nicht nur die vielfältigen Möglichkeiten und den Wert fachübergreifender Zusammenarbeit. Die jungen Nachwuchskräfte wurden insbesondere für nachhaltiges Handeln sensibilisiert.


„Als Körperschaften des öffentlichen Rechts übernehmen wir Verantwortung für die Bürgerinnen und Bürger dieser Region, so stehen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen an Emscher und Lippe stets im Fokus unserer Arbeit.“, so Dr. Dorothea Voss, Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit bei EGLV. Auf dem Azubi-Nachhaltigkeitstag hatten Auszubildende nun die Möglichkeit zu erfahren, welchen Beitrag ihre Arbeit für den Wandel der Region bzw. die Anpassung dieser an die Folgen des Klimawandel leistet.

Nachhaltig Handeln
„Besonders mit Blick auf Klimaschutz und unseren Vestischen Klimapakt ist uns nachhaltiges Handeln wichtig“, sagt Bodo Klimpel, Landrat des Kreises Recklinghausen. „Klimaschutz beginnt bei jedem einzelnen. Darum ist es uns ein großes Anliegen, schon unseren Auszubildenden die Möglichkeit zu geben, sich aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen.“ Vor allem die eigenen Handlungsmöglichkeiten wurden den Azubis nähergebracht. Gemeinsam pflanzten sie neuen Stauden in dem erst in diesem Jahr neu eröffneten Natur- und Wasser-Erlebnis-Park und bekamen wissenswerten Informationen zur Artenvielfalt entlang der neu entstandenen blaugrünen Infrastrukturen an der Emscher.

Sinnstiftende Arbeit
„Wir freuen uns, dass sich in unserer Stadt so viele junge Nachwuchskräfte für das Thema Nachhaltigkeit interessieren“, sagt Rajko Kravanja, Bürgermeister der Stadt Castrop-Rauxel. Um dieses Interesse zu fördern, entwickelten die Azubis auch bereits ein Konzept für die Azubi-Nachhaltigkeitstage im kommenden Jahr. Ziel des Praxistages ist es, den jungen Menschen den sinnstiftenden Wert der eigenen Arbeit aufzuzeigen – denn dieser hat eine hohe Bedeutung für die Wahl des Arbeitsgebers. Zahlreiche Organisationen haben dies erkannt und richten ihr Handeln danach aus – auch EGLV.

Auch das Pflanzen von Stauden im Natur- und Wasser-Erlebnis-Park gehörte zum Azubi-Praxistag 2023.

Weitere Stimmen:

Inge Meinzer-Kahrweg, Ausbildungskoordinatorin bei EGLV: „Besonders die neue Generation von Beschäftigten stellt veränderte Ansprüche an ihre Arbeit. Die Themen Umwelt- und Klimaschutz rücken in den Fokus. Der Azubi-Praxistag bietet uns nicht nur die Möglichkeit, uns als nachhaltiger Arbeitgeber vorzustellen – sondern Umweltschutz durch praktische Inhalte erlebbar zu machen. Letztlich zeigt dies, dass wir nicht nur über Umweltschutz sprechen, sondern ihn leben und damit als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden.“

Peter Haumann, Fachbereichsleiter Umwelt, Verkehr, Geoinformation, Planung und Wirtschaft beim Kreis Recklinghausen: „Nachhaltiges Denken und Handeln gilt für alle Bereiche unseres Verwaltungshandelns und ist unser Ansporn. Darum freuen wir uns sehr, dass die Auszubildenden mit diesem Programm-Tag bereits am Anfang ihres Berufsweges Gelegenheit bekommen, hierzu Impulse aufzunehmen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, die sie unmittelbar im neu gegründeten beruflichen Netzwerk bestehend aus EGLV, Stadt Castrop-Rauxel teilen können.

Dominik Hanning, Fachbereichsleiter Zentrale Angelegenheiten beim Kreis Recklinghausen: „Eine Ausbildung beim Kreis Recklinghausen ist für uns mehr als nur ein fachlich-sachlicher Weg ins Berufsleben. Wir wollen, dass unsere Azubis so viel wie möglich auch für ihr Leben mitnehmen können. Der Nachhaltigkeitstag ist ein Beispiel dafür.“

Vanessa Kolmer (Kreis Recklinghausen, Azubi): „Der Azubi-Praxistag war sehr informativ. Ich konnte definitiv neue praktische Eindrücke gewinnen, zum Beispiel beim Pflanzen einer Hecke. Auch generell war es sehr interessant zu erfahren, wie hier im Zuge des Emscher-Umbaus der Natur- und Wasser-Erlebnis-Park entstanden ist.“

Max Schulze Becking (EGLV, Azubi): „Generell waren mir zwar schon viele Aspekte der Nachhaltigkeit bekannt, aber heute wurden die Themen nochmal deutlicher. Heute Morgen im Theorieteil wurden wir sehr gut mit einbezogen, wodurch der Praxistag interessant war. Insgesamt hat der Tag Spaß gemacht.“

Beverly Gericke (Castrop-Rauxel, Azubi): „Wir haben vormittags zum Beispiel mit der Walt-Disney Methode gearbeitet, um gemeinsam zu erarbeiten, wie wir unsere Arbeit nachhaltiger gestalten können. Das war äußerst lehrreich.“

Christoph Boldin (EGLV, Azubi): „Wir haben heute spannende Einblicke bekommen und konnten hier im Park sehen, was alles an Renaturierung möglich ist. Auch, dass wir hier mal Bagger- und Radlader fahren dürfen, ist so ein bisschen ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht. Durch die Angebote heute macht es halt Spaß und es ist sehr interessant, mal eine Abwechslung zum normalen Alltag zu haben. Allen, die heute nicht mitgemacht haben, kann ich empfehlen, am nächsten Azubi-Praxistag teilzunehmen.“

Kristin Ahmann (EGLV, Azubi): „Der Tag ist sehr umfangreich gestaltet. Zunächst haben wir in Gruppenarbeit viele interessante Themen angesprochen und bearbeitet. Dass wir uns am Nachmittag das ganze Gebiet angucken können, ist sehr interessant. In der Ausbildung hören wir ja oft, dass mal etwas Neues gebaut wurde, aber die Entwicklung vor Ort zu sehen, ist natürlich nochmal was ganz anderes. Man hat viele Informationen schon vorher mal gehört, aber nun kann man diese auch visuell mit dem Natur- und Wasser-Erlebnis-Park koppeln und ich finde, das ist das Schöne am Praxistag.“

erlebnisreich




Nachts im Museum – Taschenlampenführung in der RETRO STATION


Die RETRO STATION, Hohenzollernstraße 12, bietet im Rahmen von „Recklinghausen leuchtet“ wieder Taschenlampenführungen an. In diesem Jahr gibt es vier Führungen im Dunkeln.

Mit Taschenlampen werden die verschiedenen Abteilungen des stadtgeschichtlichen Museums erkundet und die Exponate in ganz anderem Licht betrachtet. Dazu gibt es viele spannende Geschichten.

Die Teilnehmenden werden gebeten, für den Rundgang eine Taschenlampe mitzubringen. Die Führung ist kostenfrei und richtet sich an Kinder ab sechs Jahren, Erwachsene dürfen gerne mitkommen.

Termine:

Mittwoch, 25. Oktober, 18 Uhr

Donnerstag, 26. Oktober, 18 Uhr

Dienstag, 31. Oktober, 18 Uhr

Donnerstag, 2. November, 18 Uhr


Eine vorherige Anmeldung ist unter der E-Mail-Adresse stadtgeschichte(at)recklinghausen.de erforderlich.

initiativ



Auf einen Blick: Lageplan und Gutscheinheft locken ins Süder Zentrum


Bürgermeister Christoph Tesche (l.) stellte gemeinsam mit Vertreter*innen aus Rat
und Verwaltung, Holger Czeranski vom Büro „Stadtmanufaktur“ (3.v.l.) und
Wolfgang Dramsch (2.v.r.), Vorsitzender der Süder Initiative „Genau hier!“,
 den neuen Lageplan und das Gutscheinheft vor. Mit dabei waren auch hiesige
Geschäftsleute. ONsüd-Bild: Stadt RE

Erstmals präsentiert ein Lageplan die vielseitigen Angebote des Zentrums in Recklinghausen-Süd entlang der Bochumer Straße auf einen Blick und bietet den Kund*innen eine Orientierungshilfe. Komplettiert wird der Plan durch ein Gutscheinheft, das zahlreiche Sparmöglichkeiten in den Bereichen Freizeit, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen bietet.

Bürgermeister Christoph Tesche stellte den Lageplan sowie das Gutscheinheft am Mittwoch, 18. Oktober, gemeinsam mit Vertreter*innen der Verwaltung, der Initiative Süd „Genau hier!“ sowie des Büros „Stadtmanufaktur“ aus Hamburg vor. Mit über 100 Händler*innen und Dienstleister*innen bietet die Bochumer Straße ein breites Spektrum von Produkten des täglichen Bedarfs bis zu lockenden Angeboten und beliebten Dienstleistungen.

„Das Lebensgefühl in Süd ist geprägt durch ein vielfältiges Angebot an Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten. Diese Vielfalt lässt sich mit dem Lageplan nun schnell auf einen Blick erfassen“, betonte Bürgermeister Tesche, „Ich freue mich, dass sich in dem Gutscheinheft viele verschiedene Gewerbetreibende zusammengefunden haben, um das Süder Zentrum zu bewerben. Ich hoffe, dass die Rabattaktionen vielfach Anreize schaffen, die Angebote entlang der Bochumer Straße aufzusuchen.“

Zusammen mit lokalen Akteur*innen hat das Zentrenmanagement in Form des Büros „Stadtmanufaktur“ den Plan und das Heft im Rahmen des „Sofortprogramms zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) entwickelt. Unter dem Motto „Oh, was bist du Süd“ vermittelt der Lageplan die Vielfältigkeit und Attraktivität der Angebote in der Süder Mitte – sei es im Einzelhandel, in der Kultur oder in der Gastronomie.

Wolfgang Dramsch, Vorsitzender der Initiative „Genau hier!“, erklärte: „Wir freuen uns, dass es gelungen ist, das Angebot hier vor Ort in Süd in einem handlichen Pocketformat umfassend darzustellen. Uns war es wichtig, die Vielfalt, die täglich in Recklinghausen-Süd vorzufinden ist, übersichtlich für die Bürgerinnen und Bürger wie auch für Gäste zu präsentieren.“ Gerd Liebetanz, ebenfalls von der Initiative Süd, fügte hinzu: „Für einige Geschäfte können Interessierte über die im Lageplan abgedruckten QR-Codes direkt auf die jeweilige Homepage gelangen, um weitere Informationen zu den Angeboten und Dienstleitungen zu erhalten. Wir hoffen, dass der Lageplan Lust auf einen Besuch entlang der Bochumer Straße weckt.“

Der Pocket-Lageplan sowie das Gutscheinheft werden ab Samstag, 28. Oktober, kostenlos in Geschäften und öffentlichen Einrichtungen im Süder Zentrum, wie der Sparkasse, Theordor-Körner-Straße 2 bis 4, und der Stadtteilbibliothek im Haus der Bildung, Am Neumarkt 19, erhältlich sein. In der Recklinghäuser Altstadt liegen sie in der Stadtbibliothek, Augustinessenstraße 3, im Rathaus und der Tourist Information, Martinistraße 5, aus, um das umfangreiche Angebot an Einzelhandelsangeboten und Dienstleistungen entlang der Bochumer Straße zu bewerben. Die Angebote gelten ab Mittwoch, 1. November, bis zum 31. Oktober 2024.

„Mithilfe des Gutscheinhefts werden zusätzliche Anreize für einen Einkauf in der Süder Mitte gesetzt. Wir freuen uns, dass sich viele Gewerbetreibende bereiterklärt haben, an dem Heft mitzuwirken“, sagte Holger Czeranski vom Büro „Stadtmanufaktur“, der sich vor Ort in vielen Einzelgesprächen die Unterstützung sicherte.

„Ich begrüße es sehr, dass wir bei der Entwicklung der Maßnahmen von Anbeginn eingebunden wurden und engagiere mich daher auch gerne im Gutscheinheft und darüber hinaus“, sagte Markus Pocholeck, einer der treibenden Akteure und selbst Unternehmer aus Recklinghausen-Süd.



Hintergrund: das Sofortprogramm Süd
Bereits im Juni 2021 gab es grünes Licht vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung (MHKBG) des Landes NRW für eine Förderung des Nebenzentrums in Recklinghausen-Süd in Höhe von 395.166 Euro. Im September 2021 nahm der Erste Beigeordnete Ekkehard Grunwald den Förderbescheid entgegen – auf dieser Grundlage erfolgte auch die Vergabe an „Stadtmanufaktur“. Das hiesige Team nahm seine Aufgaben im April 2022 auf.

Mit dem „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ greift die Landesregierung den von Leerstand und Schließungen betroffenen Städten und Gemeinden unter die Arme. Ziel der Stadtverwaltung ist es, damit künftig die Angebotsvielfalt und stadträumlichen Potentiale in Süd weiter auszubauen. Sei es die Anmietung von Ladenlokalen, die Verhandlung mit Grundstückseigentümer*innen oder die Skizzierung gemeinsamer Perspektiven – der Spielraum ist groß und vielfältig, um den individuellen Herausforderungen gerecht zu werden.

Das Förderprojekt ist Bestandteil der Landesinitiative „Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen.“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (MHKBD) des Landes NRW, das im Juli 2020 Mittel in Höhe von 70 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hatte. Im November 2020 wurden bereits die ersten 40 Millionen Euro für die Städte und Gemeinden bewilligt. Mit der Programmveröffentlichung 2021 erhalten die Städte und Gemeinden weitere rund 29,3 Millionen Euro. Mit dem bundesweit einmaligen Landesprogramm werden Städte und Gemeinden in die Lage versetzt, den Corona-bedingten Folgen in den Innenstädten und Zentren durch aktives Handeln entgegenzuwirken.

Insgesamt können durch die Stadt Recklinghausen über dieses Programm 439.073 Euro in den Stadtteil Süd investiert werden. 90 Prozent sind die Förderung vom Land, während die Stadt einen Eigenanteil von zehn Prozent übernimmt.








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Kapitel 11

Sie traf sich bestimmt jeden Tag mit einem anderen Studenten, denen mit Jeans und schicken T-Shirts, mit gestyltem Haar oder sogar mit Rastalocken! Er durfte gar nicht daran denken! Tat er es doch, war seine Fassung für diesen Tag dahin. Hatte Frau Dolhaupt nicht erst gestern zu ihm gesagt, dass ihm ein Urlaub bestimmt guttun würde? Er hätte abgenommen, sähe zwar ganz glücklich aus – mit Verlaub – aber wäre doch gleichzeitig „durch den Wind“, wenn sie es so ausdrücken dürfte. Vielleicht hatte sie ja recht! Eigentlich hatte er schon zwei Jahre lang keinen vernünftigen Urlaub mehr gemacht. Der Laden würde auch ohne ihn zwei Wochen lang gut weiterlaufen. Er konnte sich auf seine Angestellten verlassen, das wusste er sicher. Beim Abendessen machte er Pläne. Er beachtete Ines Geplauder nicht, gab nur ab und zu ein bestätigendes „Hmm“ von sich und hing seinen Gedanken nach. Ines musste es gar nicht wissen, dass er ausspannen wollte. Er konnte eine „Geschäftsreise“ vorgeben und in Wirklichkeit in Hamburg in einer Pension, wo man ihn nicht kannte, absteigen. Nach einer Woche würde er wieder nach Hause kommen, und dann nach zwei oder drei Tagen erneut auf eine „Geschäftsreise“ gehen. Natürlich würde er wieder nach Hamburg fahren oder fliegen. Von dem Gedanken war es nicht weit bis zur Tat!

Schon am übernächsten Tag verkündete er Frau Dolhaupt, dass er für vierzehn Tage Urlaub machen würde. Sie strahlte. „Habe ich es Ihnen nicht gesagt? Das freut mich aber!“ Stefan nickte freundlich. „Ich mache alles soweit fertig. Dann rufen Sie die Belegschaft zusammen, ja?“


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Montag, 23. Oktober 2023

Kapitel 10

„Alle Achtung, Stefan! Dass Du aber auch noch dermaßen spät am Abend arbeitest! Alle Achtung, mein Lieber!“ Stefan warf seiner Frau einen giftigen Blick zu. Warum dann dieses Theater vor Ratberg? Er nahm sein Glas Wein und prostete dem alten Herrn zu. „Auf dein Wohl, Schwiegervater!“ Er hatte sich nie zu dessen Vornamen Hermann durchringen können.

In den nächsten Tagen sah er immer wieder Nataschas kleines, zartes Gesicht vor sich, ihre großen, rehbraunen Augen, und ihr, dazu im Kontrast stehendes, blondes Haar. Er ertappte sich dabei, wie er schon am frühen Morgen im Badezimmer Chopins Prelude, das sie für ihn gespielt hatte, vor sich hin summte. Er fühlte sich um Jahre verjüngt. Und gleichzeitig mit diesen Träumereien wuchs seine Sehnsucht, sie wiederzusehen. Tag um Tag wuchs diese an und je mehr Zeit verstrich, desto dringlicher wurde sie. Er wollte Natascha neben sich laufen sehen, ihren zarten, mädchenhaft Duft einatmen und sich in ihren großen Augen verlieren. Wie ein Schuljunge entwarf er kleine Briefchen mit Liebeserklärungen. Aber er traute sich nicht, sie abzuschicken. Was würde sie von ihm denken! Er könnte ihr Vater sein! Zum ersten Mal verfluchte er sein Alter. Vorher hatte es ihn nie gestört. Er hatte sich jung gefühlt. Aber jetzt!

Sonntag, 22. Oktober 2023

Kapitel 9

Stefan Hardenberg fuhr wie im Traum nach Hause. Spontan hatte er sich für die Autobahn entschieden statt für den Flug. Als Ratberg vor seiner Villa hielt, wurde er jedoch jäh aus seinen Träumen gerissen. Ines stand schon in der Tür. Ihr Gesicht war, wie fast immer, sehr vorwurfsvoll. „Wo hast du nur deinen Kopf, Stefan?“ fuhr sie ihn an, ohne darauf zu achten, dass Herr Ratberg noch im Wagen saß und jedes Wort mitanhören konnte. Wie oft hatte er ihr schon gesagt, sie solle Streitereien nicht vor dem Personal austragen!

Er nickte Ratberg zu. „Sie können jetzt gehen. Vielen Dank! Den Wagen fahre ich selbst in die Garage.“ Doch, noch bevor Ratberg auch nur einen Fuß aus dem Wagen schwingen konnte, legte Ines weiter los. „Dir ist gar nichts wichtig, was mit unserer Familie zu tun hat! Habe ich dir nicht vorher hundertmal gesagt, dass heute Abend das Essen mit meinem Vater ist? Aber nein, der Herr kommt mal wieder zu spät!“ Ihre Stimme wurde, wie immer an dieser Stelle, keifend. Stefan schob sie ins Haus, während er einen entschuldigenden Blick auf den sich entfernenden Ratberg warf. Doch der sah ihn Gottseidank nicht. Man entschuldigt sich nicht bei seinen Angestellten, hatte sein Vater immer gesagt. Stefan war es so leid. Barsch fuhr er seine Frau an: „Kannst Du nicht wenigstens einmal den Mund vor den Angestellten halten? Du bist ja solch ein zänkisches Weib!“ Mein Gott, schon wieder war ihm die Sicherung durchgebrannt! Er war doch sonst kein Mensch, der Frauen beschimpfte und angriff! Er flüchtete in sein Badezimmer. Während er sich frisch machte und neue Kleidung aus seinem Kleiderschrank holte, rief er Ines zu: „Ich komme gleich! In ein paar Minuten! Sag das deinem Vater!“ Denn nur wegen dem machte sie ja solch einen Rabatz! Der konnte es nicht vertragen, wenn sich nicht alles, aber auch wirklich alles nur um ihn drehte. Doch als Hardenberg ins Speisezimmer kam, reagierte der Alte jovial.


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Samstag, 21. Oktober 2023

Kapitel 8

Er lächelte wegen ihrer Antwort. „So sprechen junge Menschen immer!“ sagte er. Natascha hatte ihr Crêpe aufgegessen. „Es schmeckt vorzüglich hier, nicht?“ fragte sie ihn. Er nickte mit vollem Mund. Falls ich noch einmal hierher komme, könnten wir ja wieder ein Crêpe zusammen essen!“ schlug er leichthin vor, als er zu Ende gekaut hatte. „Warum nicht?“ antwortete Natascha, noch ehe sie darüber nachgedacht hatte. „Wissen Sie, was ich mir wünschen würde?“ fragte er sie daraufhin. Natascha trank ihren Kaffee aus. „Nein!“ „Ich wünschte mir, Sie könnten mir, bevor ich nach München zurückfahren muss, ein Stück ihrer Wahl auf dem Flügel vorspielen! Sie müssen aber natürlich nicht, wenn Sie nicht wollen! Entschuldigen Sie! Ich möchte nicht aufdringlich sein!“ fügte er hastig hinzu. „Schließlich bin ich ein Fremder für Sie.“Natascha sah ihn lange an.

Sie spürte, es herrschte – obwohl sie nicht länger als eine knappe Stunde hier mit ihm zusammen gesessen hatte – eine seltsame Vertrautheit zwischen ihnen. Als wenn sie sich schon lange kennten! Sie hätte es keinem erklären können, warum, aber sie sagte einfach: „Ja, kommen Sie!“ Gemeinsam gingen sie zurück in ihre Wohnung. Sie setzte sich an den Flügel und spielte Chopins Prelude A dur op 28 nr. 7. Als die letzten Töne im Raum verklungen waren, drehte sie sich zu ihm um. Er saß da, mit geschlossenen Augen, zurückgelehnt in die Kissen und in seinem Gesicht leuchtete ein Frieden, den sie vorher nicht gesehen hatte.

Als es still blieb, öffnete er die Augen und lächelte sie dankbar an. Das nehme ich mit nach Hause!“ sagte er und ergriff ihre Hände. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Sie spielen wunderbar!“ Natascha wusste nichts zu erwidern und zog ihre Hände aus seinen. Er ging zur Tür. Doch bevor er sie hinter sich zuzog, sagte er mit einem Schalk in den Augen: „Jetzt können Sie wieder unbehelligt auf Ihren Parkplatz!“ Dann fiel die Tür ins Schloss. Natascha stand da, ohne sich zu rühren. Was war geschehen, dass sie sich so glücklich fühlte?


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