Sonntag, 1. Mai 2022

Mai

 

Über das Briefeschreiben

ONsüd-Bild: Daniel Osthues

von Katharina Kumeko

Einen netten, aufmunternden Brief, mit der Hand geschrieben - mit einem guten Federhalter und Tinte auf Briefpapier - wann bekommt man so etwas noch? Leider ist derlei vollkommen aus der Mode gekommen. In Zeiten des allgegenwärtigen Smartphones mit seinem WhatsApp oder Signal - (um nur zwei Anbieter zu nennen) - erscheint es vielen Menschen total unnötig, jemandem handschriftlich einen Brief zu schreiben.
Unlängst fand ich auf Facebook die Feststellung, „dass “- sinngemäß- „die nächsten Generationen vergeblich nach, - mit roten Seidenbändchen verschnürten Liebesbriefen auf Dachböden - suchen würden, denn wie ließen sich WhatsApp-Nachrichten, verschnürt in Seidenbändchen, auf Dachböden hinterlegen?“
Die Antwort lautet: Gar nicht!
Das ist jedoch nicht das einzige Manko.
Auch wenn wir noch so viele Smileys und Emojis zur Auswahl haben, ersetzen diese wirklich unsere sorgfältig formulierten Sätze, die wir auf den Adressaten abgestimmtes und ausgewähltes Briefpapier schreiben?


Ich besitze noch jede Menge Briefe einer handschriftlichen Korrespondenz vor der Jahrtausendwende mit einem Brieffreund aus Detmold. Wir waren beide begeisterte Schreiber in jeder Hinsicht, beide schrieben wir hobbymässig Geschichten und Gedichte und tauschten sie zwecks Kritik und Korrektur miteinander aus. Wir unterhielten uns zwar auch telefonisch, aber ein Großteil unserer gegenseitigen Mitteilungen war auf Papier per Hand geschrieben. Gut, damals gab es gerade erst die Anfänge des World Wide Web, und noch lange keine Smartphones. Aber wäre in Zeiten von WhatsApp solch eine Korrespondenz überhaupt zustande gekommen?
Zumindest wäre sie jetzt nach Jahrzehnten nicht mehr vorhanden, da Smartphones nur eine begrenzte Lebensdauer haben und wer speichert schon alle Chats sorgfältig ab? Man schreibt eh nur kurze Satzfragmente - so ist mittlerweile sogar ein eigenes „Sprachbild“ des WhatsAppens entstanden. Oft nur Kleinschreibung, statt einer Gemütsbeschreibung nur ein passender smiley. Es sind Kurzmitteilungen, aber eigentlich keine tiefergehenden Briefe mehr.
Zu Goethes Zeiten gab es eine erstaunliche, tagtägliche Flut an Briefen. Man hatte gerade den Freund, die Freundin besucht und schon begab man sich, gerade zuhause angekommen, an das Schreibpult und schrieb ein paar Zeilen nieder, um das vorherige Gespräch abzurunden oder neue Gedanken und Empfindungen hinzuzufügen. Ein Diener oder Bote brachte so schnell wie möglich das versiegelte Stück Papier zum Empfänger. Jeden Tag gingen so unzählige Briefe hin und her. Nicht nur von Dichtern, sondern auch „von unzähligen Bürgern und Bürgerinnen, die ohne jeden literarischen Ehrgeiz waren.“*
Das war der normale Durchschnitt. Goethe allein hat 15.000 Briefe in seinen dreiundachtzig Lebensjahren versandt und 20.000 bekommen. Das sind (ab seinem zwanzigsten Jahr) ungefähr 20 Briefe im Monat, also jede Woche fünf, heisst: er schrieb nahezu jeden Tag einen Brief. Und bekam jede Woche rund sieben, also einen pro Tag.


Dieses Ausmass werden wir natürlich nicht mehr erreichen..

Aber ich habe mir fest vorgenommen, den Weihnachtsmann um einen grünen, antiken Federhalter zu bitten, um damit im nächsten Jahr die Anzahl meiner von Hand geschriebenen Briefe zu erhöhen.


*aus Barbara Beuys: Herzgedanken- 1981 Societäts-Verlag

Freitag, 15. April 2022

Ostern 2022

 "Der Karfreitag geht zu Ende.
Ostern dauert an." 

Ernst R. Hauschka 


In diesem Sinn wünschen wir unseren Leser*innen ein frohes und friedvolles Osterfest.


ONsüd-Bild: Kathrin Osthues


Freitag, 1. April 2022

April

Über Wetterbeobachtungen

ONsüd-Bild: Sebastian Pokojski

von Katharina Kumeko
Mittlerweile bin ich im Bekanntenkreis dafür bekannt, ganz passabel das örtliche Wetter vorhersagen zu können.
Natürlich habe ich keine Hellseher-Veranlagung. Und natürlich wird es durch den seine Position verändernden Jet-Stream mittlerweile schwieriger, Wetterlagen sicher im voraus zu bestimmen. Alte Bauernregeln scheinen teilweise ihre Gültigkeit verloren zu haben. Unser Wetter, so wie wir es noch als Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene kannten, gibt es kaum mehr. Es hat sich grundlegend verändert und wird sich weiter verändern.
Aber Wolken, Windrichtung und Luftdruck wird es weiterhin geben, sie sind sichtbar und spürbar und mit diesen Parametern lässt sich das Wetter für die nächsten 24 bis 48 Stunden gut bestimmen.
Es gibt bestimmte Wolkenformationen, die stets das Gleiche bedeuten. So wie ja die dunkle, drohende Gewitterwolke von Blumenkohl-ähnlichem Aussehen fast allen Menschen als sicherer Gewittervorbote bekannt ist, so gibt es noch viele andere Wolkenbilder, die stets und ganz sicher immer wieder ein bestimmtes Ereignis vorhersagen. Landwirte sind meist noch in der Lage, sie zu erkennen und zu deuten und haben dieses Wissen oft vom Vater oder Großvater erworben.
Aber auch jeder andere „Nicht“-Bauer kann sich diese Kenntnisse durch Bücher und Fotoabbildungen ebenfalls erwerben.
Natürlich gehört dazu einige Zeit Übung, bis man sicher in der Lage ist, aus bestimmten Wolkenformationen, in Kombination mit der Windrichtung oder dem Luftdruck eine Vorhersage für das Wetter zu machen. Dabei ist die Kenntnis von Bauernweisheiten durchaus eine zusätzliche Hilfe. Nicht alle Bauernregeln haben sich durch die Klimaänderung in Wohlgefallen aufgelöst. (Siehe das Buch von Dr. Carsten Brandt „Stimmen Bauernregeln wirklich? Altes Wetterwissen auf dem Prüfstand“.) Dabei ist es wie mit allem anderen, was man erlernen möchte: je häufiger man den Blick zum Himmel erhebt, desto sicherer wird man mit der Zeit mit der Vorhersage.
Und es macht Spaß! Es hat das Potential, zu einem neuen Hobby zu werden! Wetter gibt es immer, jeden Tag anders, es wiederholt sich nie. Spannung ist jeden Tag gewährleistet!
Ich bin zusätzlich dazu übergegangen, dazu ein sogenanntes Wettertagebuch zu führen.Man kann dafür eine x-beliebige Kladde nehmen, die man in einzelne Sparten unterteilt, wie Temperatur, Wind u Windstärke,
Luftdruck, Wolkenart, Regen, Schnee, und Sonstiges. Unter Sonstiges habe ich zusätzlich die ersten Blühzeiten von Pflanzen, oder erste Sichtung von Tieren, Vögeln u ihrem Gesang eingetragen. Beim Hinzufügen anderer Naturdetails sind einem keinerlei Grenzen gesetzt.
Viel Spaß wünsche ich Ihnen, liebe Leser*innen, bei Ihrer eigenen Wettervorhersage!

Dienstag, 1. März 2022

März

Über das Glück

von Katharina Kumeko

ONsüd-Bild: Daniel Osthues
Was ist Glück? Wikipedia definiert es als „ … eine sehr starke und positive Emotion, verbunden mit einem vollkommenen Zustand intensiver Zufriedenheit.“
Der Begriff Glück ist sehr vielschichtig. Er kann sich sowohl auf das eigene Innere beziehen, als auch auf äußere Faktoren.
Manche sagen, Glück ist eine Entscheidung, andere wiederum sagen, Glück stecke in den kleinsten Dingen des Lebens. Jeder möchte eigentlich in seinem Leben Glück haben. Dabei klammert man das Unglück gerne aus. Und vergisst dabei, - wie soll es anders sein - dass Glück ohne seinen Gegenpol Unglück gar nicht zu empfinden wäre.
Wären wir nur in einem glücklichen Zustand, würden wir das über kurz oder lang als sehr fade empfinden. Wir würden keinen Unterschied erkennen. Erst der Unterschied lässt uns Glück spüren und empfinden.
Was bedeutet denn für Sie, lieber Leser, liebe Leserin, Glück? Erleben wir nicht, dass Glück oft nicht recht fassbar ist? Liegt es nicht im verborgenen Lächeln des Partners, in dem freudigen Lachen des eigenen Kindes, im Gefühl, dass man rundum gesund ist? Oder im Schnurren einer anhänglichen Hauskatze?

So viele Spielarten von Glück gibt es. Allen gemeinsam ist, dass es nicht konservierbar ist.
Glück bleibt nicht. Es ist flüchtig. Und gerade dies Flüchtige macht seinen Reiz und seine Anziehungskraft aus.
Wir werden uns immer danach sehnen. Und es ab und erhaschen.
Wenn wir Glück haben.

Dienstag, 1. Februar 2022

Februar

Über Kunst

von Katharina Kumeko

ONsüd-Bild: Sebastian Pokojski
Was Kunst ist, was nicht, darüber gehen die Meinungen der Menschen weit auseinander.
Nicht umsonst gibt es den Spruch: „ Ist das Kunst oder kann das weg?“
Dieser hing einige Zeit im Flur neben meinem Atelierraum im Bunten Haus.
Ich las ihn amüsiert, erinnerte er mich doch an die „Fettecke“ von Josef Beuys, die eine Putzfrau im Jahre 1986 gesäubert und damit ein Kunstwerk von Beuys in die ewigen Jagdgründe befördert hatte. Gleichzeitig hatte sie es damit aber auch zu einem seiner bekanntesten Werke gemacht.

Was also ist Kunst?
Bestimmt das der Markt, sprich der Sammler? Oder gibt es noch andere, definitive Kriterien für Kunst?

Kunst ist ein schöpferischer Prozess. Wir erkennen - weil wir festgelegt haben - dass zum Beispiel mittelalterliche Werke oder Renaissancewerke einen hohen künstlerischen Wert besitzen. Doch die meisten von uns haben Probleme mit zeitgenössischer und mit moderner Kunst.
Moderne Kunst selbst ist schon wieder ein anerkannter Kunststil: darunter zählen Werke von Picasso, Dali u. a.
Markus Lüperz hat einmal gesagt: “Kunst ist das, was man nicht begreift.“
Picasso wird der Ausspruch nachgesagt: „ Sie erwarten von mir, dass ich ihnen sage, was Kunst ist. Wenn ich wüsste, was Kunst wäre, würde ich es für mich behalten.“
Edgar Degas hat sich so geäußert: „Art is not, what you see. But what you make others see.“
Kunst ist wohl das, was uns beeindruckt und vor allen Dingen berührt. Wobei Laien oft der Maßstab fehlt, nach dem sie zeitgenössische Kunst beurteilen könnten.
Im Grunde ist Kunstverständnis sehr individuell und auch schwer erklärbar.
Kunst kann eine Bereicherung unseres Lebens sein. Auf jeden Fall ist sie Ausdruck der inneren Welten des Künstlers. Ob und wie diese uns ansprechen oder nicht, liegt allein an unserem Wollen zur Offenheit und unserer Entscheidung, uns von seinem Werk beeindrucken zu lassen oder nicht.

Donnerstag, 6. Januar 2022

in eigener Sache


10 Jahre ONsüd


“Zusammenkommen ist ein Beginn,

zusammenbleiben ist ein Fortschritt,

zusammenarbeiten ist ein Erfolg.” (Henry Ford)


von Sebastian Pokojski

Mit einem kleinen Team haben wir uns vor 10 Jahren zusammengesetzt, sind zusammengeblieben und haben gemeinsam am Erfolg von ONsüd gearbeitet. Dabei sind über 1.400 Posts entstanden, die über 180.000 Mal aufgerufen wurden. Wir sind stolz, dass wir über einen so langen Zeitraum mit der Berichterstattung in unseren mittlerweile sieben verknüpften Blogs für unsere Leser*innen interessante & aktuelle Themen im Netz veröffentlicht haben. Nicht nur die Themenseiten, auch unsere lokale Berichterstattung mit dem Fokus auf Recklinghausen und Umgebung fanden bei unseren Leser*innen großen Anklang. Deshalb machen wir auch weiter - trotz Corona. Wir haben es geschafft, immer für unsere Leser*innen am Ball zu bleiben und wollen auch zukünftig mit unseren werbefreien & kostenlosen Inhalten überzeugen.


Bleiben Sie uns gewogen und schauen Sie weiter bei uns rein! Für Anregungen und Leser*innen-Wünsche haben wir immer ein offenes Ohr. Sie können uns gerne kontaktieren.



Wir freuen uns auf Sie und die kommenden 10 Jahre!



Samstag, 1. Januar 2022

Januar

ONsüd-Bild: Daniel Osthues

Über das Altern

von Katharina Kumeko

Ein neues Jahr liegt vor uns und wir sind wieder ein Jahr älter geworden.
Wir alle werden älter und letztendlich alt. Das ist eine Binsenweisheit. Eine, die jedoch nicht jeder Mensch gerne hört. Aber wer nicht alt werden will, muss jung sterben. So lautet eine andere Weisheit. Das hört sich für viele Menschen aber auch nicht gut an.
Letztendlich jedoch kommt keiner von uns am Altern vorbei. In dieser Hinsicht haben wir keine Wahl.
Jedoch haben wir die Wahl, wie wir unser Alter gestalten.
Man sieht heute, dass die, die über 60 sind, nicht mehr so alt wirken wie noch ein oder zwei Generationen vorher. Sie sind fitter, sie wirken jugendlicher, sie sind auch gesünder als die vorherigen Generationen. Geschuldet ist das alles unserer Zeit, der modernen Medizin, der bewussten Ernährung, und dem Bewusstsein, dass man sich bis ins hohe Alter fit halten kann. Mittlerweile weiß die Medizin, dass im Alter auch nicht das Gehirn nachlässt, wie man das noch vor Jahrzehnten geglaubt hat. Im Gegenteil: dadurch, dass man neue Sprachen erlernt, dass man neue Hobbys ergreift, dass man seinen Geist täglichen Anforderungen aussetzt, ist gewährleistet, dass sich im Gehirn immer wieder neue Verbindungen, neue Synapsen ergeben. Und das alles erhält das Gehirn jung bis ins hohe Alter.
Sobald man in Rente geht, hat man ja alle Zeit der Welt. Niemand und nichts bestimmt mehr den Tagesverlauf. Viele von den Älteren leben jetzt erst richtig auf. Oft werden längst verschüttet geglaubte Hobbys und Interessen aus der Kinder -und Jugendzeit wieder belebt, wiederentdeckt und oft erst jetzt zum ersten Mal gelebt und erlebt.
Das schenkt tiefe Zufriedenheit und das Gefühl, nichts im Leben verpasst zu haben. Es gibt glaube ich, nichts Schrecklicheres, als während einer schweren Erkrankung, zu erkennen und zu glauben, dass man an seinem Leben vorbei -gelebt hat.
Emily Dickinson, eine amerikanische Dichterin (1830 - 1886), schrieb einst :
„Wir werden nicht älter mit den Jahren, wir werden neuer jeden Tag. Begeistere Dich für das Leben. Das bloße Gefühl zu leben ist Freude genug…“

Packen wir’s an! Den neuen, dritten Lebensabschnitt, das dritte Lebensalter, das mittlerweile heutzutage oft genauso lange dauert wie die Zeit, die wir vom 20sten bis zum 40sten Lebensjahr oder länger verbracht haben.

Wie sagte einmal eine Ärztin im Krankenhaus zu mir: „Sie sind doch noch jung! Sie haben noch mindestens 20-30 Jahre vor sich!“

Bald mehr…

Es tut sich hier schon was Gutes in Suderwich . Es musste noch mal ein bisschen aufgeräumt werden. Mit positiven Aussichten auf den Herbst. ...