Samstag, 25. November 2023

Kapitel 43


Nach einer Stunde, in der er noch einen Mokka getrunken hatte, erhob er sich. Auf was wartete er noch? Weder klingelte sein Handy noch zeigte sich Natascha am Eingang des Hotels. Er bezahlte und trat aus dem Lokal. Zur gleichen Zeit sah er drüben auf der anderen Straßenseite blond gelocktes Haar in der Sonne leuchten. Er vergaß den Verkehr und begann über die Straße zu laufen, laut ihren Namen rufend. Autos hupten noch ohrenbetäubender und Reifen quietschten. Hardenberg wusste später nicht, wie er heil auf die gegenüberliegende Seite gekommen war. Plötzlich stand er vor Natascha und war außer Atem und brachte keinen Ton heraus. Auch sie sah ihn nur stumm und völlig überrascht an. „Ich steige Dir… Ihnen nicht hinterher!“ brachte er mühsam und stotternd hervor. „Es ist alles purer Zufall, ob Du es glaubst oder nicht.“ Er hatte sich wieder gefangen und reichte ihr die Hand. „Mach es gut, Natascha, und viel Erfolg heute und morgen Abend und bei Deinen weiteren Konzerten.“

Er war im Begriff zu gehen, da rief sie ihm plötzlich hinterher und ihre Stimme war wie Honig in seinen Ohren: „Ich rufe Dich in einer Stunde an, Stefan!“ Er drehte sich um und winkte ihr zu. Sie winkte zurück und… sie lächelte. Hardenbergs Herz klopfte schneller.


Natascha war auf dem Weg zu einem Termin bei einem weiteren Konzertagenten. Er wollte sie für Konzerte auch in der Türkei und in Italien anwerben. Grubers Taxi hielt vor ihr und sie stieg zu ihm in den Wagen. Es wendete und schoss in griechischer Manier davon. Sie überholten auch Hardenberg und sie bat den Fahrer zu hupen und winkte aus dem Fenster. Aber der Taxifahrer war, wie sie feststellte, des Englischen nicht mächtig und so schossen sie an Hardenberg vorbei. Gruber räusperte sich. „Hab Post für dich, Natascha!“ Er hielt ihr ein Telegramm hin. „Schätze, es wird nichts Positives sein! Soll ich es vor dir lesen?“ Sie nickte genervt. „Kann denn der Fahrer nicht langsamer fahren? Das ist ja lebensgefährlich! Sag ihm das doch mal!“ Gruber sagte etwas auf Griechisch zum Fahrer, der grinste freundlich und wirklich, er fuhr langsamer, aber nach der nächsten Ampel raste er wieder wie vorher. „Also, es geht um Jens!“ sagte Gruber. „Ist er krank oder so?“ fragte Natascha. „Nein, ich sag’s dir am besten geradeheraus, oder besser, hier lies!“

Er hielt ihr das offene Telegramm hin. Dort stand, Nataschas Augen wurden immer weiter, als sie las: „Tut mir leid, Natascha. Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden. Sei mir nicht böse, aber wenn du zurückkommst, bin ich schon in Wien. Es war trotzdem schön mit dir. Alles Gute Jens PS: meine Adresse gebe ich dir später.“ Natascha blieb die Luft weg. Doch sie waren nun da, der Wagen hielt mit quietschenden Reifen am Bordstein. Gruber nahm der entgeisterten Natascha das Telegramm aus den Händen, steckte es in die Hemdentasche und machte die Tür auf. „Komm, Natascha, darüber nachdenken kannst du später!“ Er half ihr aus dem Wagen und führte sie zu der Agentur. Von der Verhandlung bekam Natascha kaum etwas mit. Sie sagte „ja “, wenn Gruber ihr ein Zeichen gab und ließ ihn ansonsten machen. Nach einer Stunde war alles vorbei. Gruber rief das Hotel -Taxi und los ging es, zurück zum Hotel. „Du kannst mich am Hotel Meteora absetzen, sag das dem Fahrer!“ sagte sie mit einem Male ganz entschlossen. Das Taxi wendete, ohne sich viel um den Verkehr zu scheren und fuhr hupend weiter. „Wenn ich aus Athen lebend wieder rauskomme, spende ich der Madonna eine Kerze!“ Natascha stand der Schweiß auf der Stirn. „Wenn es dich beruhigt, Athen hat eine niedrigere Unfallrate als München. Das ist statistisch erwiesen.“ Er nahm sie in den Arm. „Ich wünsche dir viel Glück im Meteora!“ flüsterte er ihr ins Ohr und schob sie aus dem stehenden Wagen heraus. Dann schoss das Taxi rücksichtslos wieder in den Verkehr. Natascha schaute ihm kopfschüttelnd hinterher. Sie zog das Handy aus der Tasche und gab die Nummer des Meteora ein. „Würden Sie mich bitte mit Herrn Stefan Hardenberg verbinden?“ fragte sie in korrektem Englisch. Der Portier verstand und verband sie. Natascha atmete tief durch. Dann meldete sich Hardenbergs Stimme. Ruhig sagte sie: „Ich bin’s, Natascha! Willst Du runterkommen oder soll ich raufkommen?“ „Wenn es Dir nichts ausmacht, Natascha, komm rauf! Zimmer Nummer 321!“ „Okay!“ Sie ging ins Hotel zum Lift. „Zimmer 321!“ sagte sie zum Boy. „Stefan Hardenberg!“ grinste der Boy und fuhr sie in den dritten Stock. Natascha rieb sich die Hände, sie waren kalt kalt vor Aufregung. Hardenberg stand in der geöffneten Tür, als sie aus dem Lift trat. Über sein Gesicht glitt einen Moment lang ein Leuchten, als er ihr entgegen ging. „Wie schön, Natascha, Dich wiederzusehen!“ Ohne zu zögern, nahm er sie in die Arme und sie ließ es geschehen. „Komm herein!“ In den Wohnräumen hatte er alles so gelassen, wie es war. Er wollte keine falschen Tatsachen mehr vorspiegeln. Sie setzte sich in einen der Sessel und er nahm ihr gegenüber Platz. „Ich glaube, ich habe Dir alles im Brief erzählt. Wie es um meine Gefühle für Dich steht und dass ich mehreren Jahren Witwer bin. Ich habe alles vor Dir offengelegt, Natascha…,“ seine Stimme brach und er, der bisher keinen Blick von ihr gewandt hatte, schaute nun aus dem Fenster. „Gib mir, gib uns noch eine zweite Chance!“ flüsterte er heiser. Eine Weile war es still im Raum. Hardenberg sagte nichts. Er wagte nicht Natascha anzusehen. Endlich kam Bewegung in sie. Sie stand langsam auf und kam zu ihm herüber. Er hielt den Atem an und schaute in ihr mit einem Mal so nahes Gesicht. Plötzlich setzte sie sich auf seinen Schoß und schlug die Arme um ihn. „Ja, Stefan, von ganzem Herzen Ja!“ Überglücklich zog er sie in seine Arme und küsste sie und er wusste, sein Leben mit ihr würde das Glück auf Erden werden.

Ende


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Freitag, 24. November 2023

Kapitel 42

Es Ist für dich, rein privat. Etwas…“ „Ich weiß, aus meiner Vergangenheit!“ beendete Natascha den Satz. „Dann lass ich dich damit mal allein!“ lächelte Gruber und verschwand behände durch die Tür.

Natascha setzte sich hin und begann zu lesen. Ihre angespannte Haltung lockerte sich mehr und mehr und machte tiefer Betroffenheit Platz. Als sie zu Ende gelesen hatte, sank ihre Hand mit der letzten Seite in den Schoß. Ihr Blick ging ins Leere. Es hatte sie große Mühe gekostet, aber sie hatte es danach in München geschafft. Geschafft, ihn zu vergessen und aus ihrem Leben zu streichen. Stattdessen hatte sie mit Jens eine zwar nicht leidenschaftliche, aber dafür tragfähige Freundschaft angefangen, in der keiner dem anderen etwas vorspielte oder auf zwei Hochzeiten tanzte. Sie fühlte sich nicht gerade überschäumend für Glück mit Jens, aber sie fühlte sich ruhig und sie war zufrieden. Dass das Schicksal es so einrichtete, dass Hardenberg ihren Weg wieder kreuzte und das sogar so weit entfernt im Ausland, war das ein Omen? War das die Möglichkeit zu einer anderen, tieferen Beziehung zwischen ihnen? Aber liebte sie ihn denn noch? Sie hatte ihn mehrere Jahre nicht mehr gesehen. Und was war mit Jens? War der mit ihrer Freundschaft zufrieden? Sie würde ihm nie weh tun können.

Sie legte den Brief an die Seite.


Unruhig lief Hardenberg in seiner Suite auf und ab. Mit seiner Ruhe war es aus und vorbei, seit er Natascha wiedergesehen hatte. Wie würde sie seinen Brief aufnehmen? War sie vielleicht schon fest liiert? Er hatte sie um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. Würde sie zustimmen? Es lag jetzt alles an ihr, wie sie reagierte, aber er war auch im Gegensatz zu damals bereit, jede ihrer Entscheidungen - egal wie sie ausfiel - zu akzeptieren. Wenn sie wollte, dass er sie in Ruhe ließe, dann würde er sie in Ruhe lassen, auch wenn ihm das ungeheuer schwerfiel. Und wenn sie ihn treffen wollte…Weiter wollte er nicht denken.

An diesem Abend klingelte sein Telefon nicht. Auch für den nächsten Abend hatte er sich Karten besorgt. Sie würde insgesamt vier Mal in Athen auftreten. Er schlief unruhig in dieser Nacht und erwachte am Morgen dennoch frisch wie ein Fisch im Wasser. „Was die Liebe alles macht!“ sagte amüsiert zu seinem Spiegelbild, „da bin ich alter Knochen nun wieder im zweiten Frühling!“ Er aß nur wenig, gab dem Portier seine Handynummer, falls ein Anruf für ihn käme und ging auf die Straße. Athen kam ihm so schön vor wie an keinem Tag vorher. Unbeabsichtigt führten ihn seine Schritte dahin und dorthin. Und als er einmal an einem hohen Gebäude hoch -schaute, fand er dort neben der griechischen Schrift auch die lateinische: Hotel Akropolis. Es verschlug ihm den Atem. Er hatte nicht im Geringsten gewusst, in welchem Stadtteil oder Straße sich das Hotel Nataschas befand. „Jeder andere würde es für einen Fingerzeig Gottes halten!“ murmelte er und schaute an dem Bau aus Glas und Stahl empor. Hinter welchem der vielen Fenster wohnte sie, stand vielleicht jetzt erst auf, schaute seine Rosen an? Er sah sich um. Gegenüber war ein kleines Restaurant- Café. Er ging hinüber und bestellte sich einen Mocca und ein Glas Wasser. Er saß so, dass er den Eingangsbereich zum Hotel ohne Probleme übersehen konnte. Ob sie wohl auch ab und zu in diesem Café verkehrte? Halb hoffte er, halb sträubte er sich dagegen. Sein Handy klingelte. Es war der Portier. Hardenberg antwortete kurz und legte dann auf. Mit einem großen Schluck trank er seinen Mokka aus und beobachtete weiter die Leute auf der Straße.


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Donnerstag, 23. November 2023

Freizeit & Kultur in NRW

Freizeit  & 

Kultur-Tipps


Metropole Ruhr (idr). Mit seiner Operette "Eine Nacht in Venedig" schuf Johann Strauß eine Verwechslungskomödie voll Liebeswirrungen und -irrungen, die im venezianischen Karneval ihre perfekte Maskerade findet. Egal ob Herzog von Urbino, allseits berüchtigter Frauenverführer, Barbara Delacqua, Frau eines Senators mit heimlicher Romanze, der eifersüchtige Caramello, seine liebeshungrige Freundin Annina oder der genussvolle Makkaronikoch Pappacoda samt temperamentvoller Freundin Ciboletta: Alle Figuren kochen ihr Süppchen mit Liebe, Lust und Leidenschaft. Und plötzlich weiß keiner mehr, wer wirklich ihm steht. Die Operette feiert am 25. November, 19 Uhr, Premiere am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier.

Francis’ Weg scheint vorherbestimmt. Er wohnt allein mit seiner psychisch kranken Mutter in einem Trailerpark bei Claymont und wird das Leben eines Losers führen, davon ist er überzeugt. Bis er eines Tages die Wahrheit über seinen Vater erfährt. Seine Mutter wurde mithilfe einer Hochbegabten-Samenbank künstlich befruchtet, und Francis ist der Sohn eines Wissenschaftlers aus Harvard. Gemeinsam mit seinem besten Freund Grover und der geheimnisvollen und labilen Anne-May macht sich Francis auf die Suche. Das Staatstheater Mainz bringt am 28. November, 18 Uhr, den Roman "Fast genial" von Benedict Wells auf die Bühne des Mülheimer Theaters an der Ruhr. Das Gastspiel findet im Rahmen der Reihe "ZwischenStücke" statt.

Türkische Volks- und Kunstmusik mit Einflüssen von Gypsy, Jazz und Sufi-Musik, von Flamenco und Blues - das erwartet das Publikum beim Konzert des Taksim Trios am 28. November, 20 Uhr, in der Christus Kirche in Bochum. Ähnlich wie in der jüdischen Klezmer-Musik nehmen die drei Musiker auf, was ihnen begegnet, und verweben alles auf elegante und schwerelose Weise. Sie selber beschreiben ihre Musik als "einen einzigen Regenbogen".

Die Henrichshütte Hattingen verwandelt sich vom 24. November bis 14. Januar in den Lichterpark Lumagica. Die Besucherinnen und Besucher erkunden auf einem neu angelegten Rundweg vier Themenbereiche, die sich den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde widmen, bevor sie eine funkelnde Schatzkammer betreten. Höhepunkte unterwegs sind eine Sound-to-Light-Show und zahlreiche interaktive Stationen zum Anfassen und Mitmachen. Mehr als 300 Lichtobjekte gibt es insgesamt zu entdecken. Ganz nebenbei erfahren die Gäste einiges über die Geschichte der Henrichshütte.

Das heutige Lebensgefühl ist geprägt von der Bedrohung der Lebensräume. Immer drängender werden darum Forderungen nach grundlegenden Veränderungen. Welche neuen Ideen brauchen die Menschen für eine lebenswerte Zukunft? Wie lässt sich scheinbar Unabänderliches neu denken? Ausgehend von diesen Fragestellungen untersucht das Museum Folkwang in Essen vom 24. November bis 17. März mit der Ausstellung "Wir ist Zukunft. Visionen neuer Gemeinschaften" historische und aktuelle Ideen für alternative Formen des Zusammenlebens. Jedes Kapitel markiert eine historische Bruchlinie. Mit einer Vielzahl von Medien wie Malerei, Skulptur, Grafik, Video und Performance gipfelt die Schau in einer eigens für die Ausstellung geschaffenen tempelartigen Installation des Architekten und Künstlers Yussef Agbo-Ola.

Energie ist auch in der Kunst ein zentrales Thema, sei es in Form sensibler Abhängigkeiten oder überraschender Transformationen. Mit der Doppelausstellung "Energy / Energie" stellen das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna und die Stiftung Konzeptuelle Kunst mit Raum Schroth im Museum Wilhelm Morgner in Soest sie in den Mittelpunkt. Vom 25. November bis 25. Februar zeigt die Schau energiegeladene Werke aus der Sammlung Schroth, die sich ergänzen, aufeinander beziehen und zusammenwirken. Sie beleuchtet verschiedene Formen von Energie, die z.B. Schaffensprozessen, Farbkontrasten oder Materialspannungen innewohnt.


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Kapitel 41

Als Natascha nach beendetem Konzertabend in ihrer Hotel Suite ankam, stutzte sie beim Öffnen ihrer Tür. War sie aus Versehen in ein fremdes Appartement geraten? Dieser Duft? Sie schaute auf die Nummer des Zimmerschlüssels und aus Sicherheit nach vorn auf die Tür. Nein, beide hatten dieselbe Nummer: ihre nämlich! Sie trat vollends ins Zimmer und staunte die Rosenpracht an, die sich dort entfaltete und einen unwiderstehlichen Duft verströmte. Es waren unzählige Rosen, darunter rote, aber auch lachsfarbene und zart rosefarbene. Während sie noch stand, schaute und staunte, klopfte es kurz an der Tür und auf ihr „Herein“ kam ein Hoteldiener mit einem Tablett. Er verbeugte sich kurz und hielt ihr das Tablett hin. Darauf lag ein Brief. Natascha schaute den Pagen an, dann nahm sie den Brief. Der Page entfernte sich. Sie sah die Handschrift lange an, sie kannte sie nicht. Sie drehte den Brief um, er hatte nur die Initialen SH als Absender. Darunter stand Hotel Meteora Athen. Nun gut! Es war wohl wieder einer ihrer unbekannten Verehrer, vermutete sie, obwohl… So viele Rosen hatte ihr noch keiner geschickt. Wer weiß, welchem Südländer sie mit ihrer blonden Haarpracht ins Auge gefallen war und wessen Leidenschaft sie entfacht hatte!? Einerseits schmeichelte es ihr, andererseits hatte sie auch Angst vor zu hartnäckigen Verehrern, deren Verehrung manchmal auch in blanke Wut umschlug, wenn sie auf derartige Gunstbezeugungen nicht einging. Unschlüssig drehte sie den Brief zwischen ihren schlanken Fingern hin und her. Sollte sie ihn lesen oder nicht? Falls er ungünstig ausfiel, hätte sie nicht nur eine schlaflose Nacht vor sich.

Endlich hatte sie sich entschlossen. Sie ging zum Telefon und wählte. „Hallo, Edmund? Kannst du mal rüberkommen?“ Edmund Gruber war ihr Agent. Sie würde ihm den Brief zu lesen geben.

Wenn er ihn für okay befand, würde sie ihn lesen. Kurze Zeit später klopfte es und Edmund kam herein. Er war sehr viel älter als Natascha und in der Zeit ihrer Konzertauftritte hatte Natascha sein Wissen, sein Organisationstalent und seinen kühlen Kopf schätzen gelernt. Sie gab ihm wortlos den Brief und nachdem er einen abschätzenden Blick über die Blumen geworfen hatte, setzte er sich und öffnete das Kuvert. Zum Vorschein kamen drei beschriebene Seiten. Edmund schaute auf die letzte Seite. „Der Mann heißt Stefan Hardenberg!“ sagte er kurz, dann begann er die erste Seite zu überfliegen. Aber schon nach wenigen Sekunden gab er Natascha die Seiten.


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Mittwoch, 22. November 2023

KULTUR im VEST


»Ich. Sehe. Dich.« von Axel Schuch

Eine ungewöhnliche Fotografie-Inszenierung


Die Ausstellung ist eine einzigartige Reise in die Welt der Fotografie. Dramaturgisch inszenierte Porträts enthüllen Menschen, die durch ihren fixierenden Blick, ihre Blickrichtung und Ausdruck eine faszinierende Interaktion mit dem Betrachter erschaffen.
Abseits konventioneller Porträtsessions widersetzen sich diese fotografischen „Erfassungen“ dem üblichen Muster. Die Porträtierten versuchen nicht nur, ihr eigenes Wesen darzustellen, sondern ziehen den Betrachter in ein Spiel der Manipulation, während sie selbst weiterhin traditionellen Rezeptionsmustern unterliegen. Eine theatralische Hängungs-Inszenierung verstärkt den künstlerischen Auftritt der Abgebildeten.

Durch eine vorherrschende schwarz-weiße Ästhetik mit individueller Sepiatonung werden die Bilder in eine künstlerische Dimension überführt. Dieses Hin und Her zwischen Betrachter und Bild führt im Idealfall zu einer Selbstreflexion über die Eigen- und Fremdwahrnehmung.

Axel Schuch lädt in seiner Ausstellung dazu ein, die Grenzen zwischen Betrachter und Betrachtetem neu zu überdenken und die vielschichtigen Facetten der Wahrnehmung zu erkunden.

Eröffnung: 24. 11. 2023 um 18 Uhr
Laufzeit: 24. 11. bis 10. 12. 2023 · Geöffnet Fr/Sa 15-19 Uhr
Ort: »Palais Vest« Recklinghausen im UG im kunst.raum (neben NanuNana)

Das Projekt wird gefördert durch den Fachbereich Kultur, Wissenschaft und Stadtgeschichte der Stadt Recklinghausen.


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Kapitel 40


In der Stoa hatte man Stühle aufgestellt, alle Türen waren weit geöffnet und der kleine Raum füllte sich. Dann ertönte ein kleiner Gong und der Pianist trat ein. Hardenberg war ein kleines Tierchen ins Auge geflogen, es verschwamm alles vor seinem Blick und er hatte Mühe, es zu entfernen. Dann erklangen die ersten Töne. Immer noch an seinem Auge mit einem Papiertaschentuch tupfend, hielt er urplötzlich mitten in der Bewegung inne und erstarrte. War das nicht das Stück, dass einst - ihm kam es wie eine Ewigkeit vor – ein bezauberndes junges Mädchen für ihn gespielt hatte? War es nicht Chopin? Und klang es jetzt nicht genauso wie damals?

Mit dem Taschentuch wischte er sich den letzten Rest Tränen-schleier aus seinen Augen und beugte sich vor, um den Pianisten zu sehen. Was er dort sah, ließ sein Herz einen Augenblick stillestehen. Vor dem Klavier saß eine junge, blondgelockte Frau. Und diese hatte eine verteufelte Ähnlichkeit mit Natascha. Er war kaum noch fähig, dem Rest des Konzertes bis zur Pause zu folgen, so perplex war er. Dann ging er schnell hinaus und fragte den an der Tür stehenden Saalordner in gebrochenem Griechisch, wie die Pianistin hieße. Der Mann zog die Augenbrauen hoch und näselte:

„Natascha Winter“.

Hardenberg stand da wie in Trance. Er sah und hörte minutenlang nichts mehr um sich herum und wurde schließlich nach der Pause von der Masse mehr in den Saal zurückgedrängt, als das er selbst gegangen wäre. Dieses Mal sah er genau hin und hörte genau zu. Ja, sie war es! Sie war sicherer und schöner geworden in dieser Zeit. Der eckige Jungmädchencharme war dem Flair einer jungen Frau gewichen, die wusste, was sie konnte und was sie wollte. Auch ihr Spiel war kräftiger und selbstbewusster geworden. Als sie sich am Ende vor dem Publikum verneigte, war er versucht, sofort in ihre Garderobe zu eilen und… ja…und was dann tun? Wie ein Schuljunge stand er noch im Saal, als die

Letzten schon gegangen waren. Der Saaldiener kam freundlich auf ihn zu und machte eine einladende Bewegung zur Tür hin. Da kam ihm eine Idee.


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Dienstag, 21. November 2023

Kapitel 39


Hardenberg lehnte am Balkon einer Suite in einem Athener Hotel, in dem er nun schon seit mehreren Jahren wohnte. Er war nach dem Tod seiner Familie in tiefste Melancholie und Schuldgefühle gefallen und folgte nur widerwillig dem Rat seines Arztes, sich eine lange Pause zu gönnen und Abstand auch im geographischen Sinne zu nehmen. Schließlich übergab Hardenberg seine Firma einem Stellvertreter. Die Yacht in Monaco hatte er sofort nach dem Tod seiner Familie verkauft. Schon acht Tage später hatte sie den Besitzer gewechselt. Er hatte sie nie mehr betreten, ebenso wenig wie er Monaco wiedersehen wollte. Allein war er nach Athen gekommen, hatte Ablenkung gesucht für seine Trauer. Der Lärm der Stadt mit ihren stetigen, Tag und Nacht erklingenden Autogeräuschen, dem Geschrei der Straßenverkäufer, dem Getrappel der vielen, vielen Menschenfüße, half ihm, seine Tragödie weniger zu spüren. Die erhabenen Tempel und Museen, die Berge ringsherum und das berühmte griechische Licht taten ein übriges. Es war eine Wohltat geworden, kein Personal mehr zu haben und keine Geschäfte mehr zu machen. Die einfache Suite war ihm vollends genug. Er brauchte keinen Reichtum mehr um sich. Ab und zu hin ging er in die Konzerte, die in der Stadt angeboten wurden. So auch an diesem Abend. Das Ehepaar neben seiner Suite hatte überstürzt abreisen müssen und hatte ihm eine Konzertkarte für den heutigen Abend überlassen. Ein Klavierabend würde in der wiederaufgebauten Stoa gegeben, hatten sie ihm noch gesagt, bevor sie weg mussten. Er konnte trotz der langen Zeit in Griechenland die Schrift auf den Karten immer noch nicht entziffern. Er hatte einen guten Anzug aus dem Schrank genommen, ging duschen und machte sich ausgehfertig. Der Abend war sehr warm, aber nicht schwül. Als er im Taxi saß, war er froh, dass er jetzt in einem Land lebte, wo die Menschen immer freundlich zu sein schienen und viel lachten.


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