Donnerstag, 9. November 2023

Kapitel 27


Jetzt die geliebte Frau an der Seite haben und mit ihr das Schauspiel genießen! Er würde sein Vermögen darum geben! Als die Farben verblassten, stapfte er zurück ins Haus. Wie Diamanten funkelten ihm die Tautropfen auf den Rosen entgegen. Er holte sein Taschenmesser aus der Tasche und schnitt die schönste ab. „Die ist für Dich, Geliebte!“ murmelte er und nahm sie mit in sein Arbeitszimmer. Er setzte sich an seinen Arbeitstisch und starrte das Telefon an. Wann würde sie anrufen? Um 8:00 Uhr, um 9:00 Uhr? Er wartete und saß im Arbeitssessel und dachte an sein vergangenes Leben zurück. Plötzlich schrak er zusammen. Das Telefon klingelte. Seine Hand zitterte, als er den Hörer abnahm und ans Ohr führte. „Hier Hardenberg!“ Ihre Stimme klang spröde, aber das war egal! Hauptsache, er konnte ihr zuhören, ein paar Worte mit ihr wechseln, für ein paar Minuten mit ihr verbunden sein. „Hier ist Frau Winter. Ich nehme ihr Angebot an. Auf mein Honorar würden dann noch die Reisekosten zu Buche schlagen.“ „Ich kann Sie in Hamburg mit einem Hubschrauber abholen lassen. Wir nehmen dann den Flieger direkt bis nach Monaco! Wenn Sie möchten… fügte er hinzu, „es ist einfach bequemer. Selbstverständlich werden Sie auch wieder zurückgebracht.“ Vom anderen Ende der Leitung kam kein Laut mehr. Es musste ihr die Sprache verschlagen haben, siedendheiss fiel ihm ein, sie hielt ihn ja für den Angestellten der Firma. „Hallo, sind Sie noch da? „Ja,“ antwortete eine feste Stimme, „ich nehme Ihr Angebot mit dem Flieger an. Haben Sie besondere Wünsche in Bezug auf die Klaviermusik, die ich spielen soll?“ Am liebsten hätte er laut gerufen: „Aber ja doch! Das Prelude von Chopin, das, was Sie mir das erste Mal vorgespielt haben! “ Aber er unterdrückte es und sagte: „Ich glaube, bezüglich Musik haben Sie mehr Erfahrung, ich überlasse das Programm Ihnen. Meine Tochter ist 14 Jahre alt.“ „Mit einer boygroup täten Sie ihr, glaube ich, einen größeren Gefallen.“ sagte sie lakonisch. „Ich weiß“, antwortete er und hätte am liebsten hinzugefügt: „Aber mir will ich auch einen Gefallen tun!“ Stattdessen sagte er nur: „Ja, das wär’s, ich rufe Sie in 14 Tagen kurz vorher an, wann der Hubschrauber bei Ihnen sein wird. Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Zusage!“ Sie antwortete mit leicht heiserer Stimme: „Ich habe zu danken! Auf Wiederhören, Herr Hardenberg!“ Beinahe hätte er den Hörer vor Freude auf die Gabel geworfen und das Telefon in den Arm genommen und mit ihm im Zimmer herumgetanzt. Er versuchte den Impuls zu unterdrücken, aber dann gab er ihm doch nach. „Wenn mich jemand so sehen würde“, dachte er, während er sich drehte und leise juchzte, „sie würden mich in die Klapsmühle bringen!“ Vorsichtig stellte er das Telefon wieder an seinen Platz. Er hörte Schritte in der Küche und ging hinaus. Das Mädchen deckte gerade den Tisch ein. „Oh, Sie sind schon auf! Ich habe den Kaffee noch nicht fertig!“ rief das Mädchen entsetzt. „Ist überhaupt nicht schlimm und der Rede wert!“ Er hätte sie am liebsten auch auf der Stelle herumgewirbelt vor Freude. Aber so strahlte er sie nur an. „Lassen Sie sich Zeit, wie immer!“ rief er ihr noch gutgelaunt zu, dann ging er nach draußen und pfiff den Hund herbei.


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Mittwoch, 8. November 2023

Kapitel 26


Hardenberg war es nicht möglich gewesen, eine zweite Woche im Anschluss an die erste nach Hamburg zu fahren. Das Geschäft brummte und es hätte nicht vorteilhaft ausgesehen, wenn der Chef selbst nicht anwesend gewesen wäre. Viele lukrative Kunden bestanden auf einer exklusiven Behandlung, d.h. auf Betreuung durch den Chef persönlich. Aber mehr und mehr fühlte er sich wie ein Fremder im eigenen Land. Die Firma bedeutete ihm nichts mehr, seine Frau und sogar seine Tochter gingen eigentlich ihre eigenen Wege und es war nur noch eine Familie, die auf dem Papier existierte. „Wie so viele andere auch!“ versuchte er sich zu trösten, aber der schale Geschmack blieb. Ines hatte vorgeschlagen, Judith während der Teenager-Zeit bis zum 18. Lebensjahr in ein erstklassiges Internat in der Schweiz zu schicken. Hardenberg wusste, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, das würde sie auch durchsetzen wollen. Ihm blieb nur die Zustimmung. „Arme Judith!“ dachte er noch, doch er kannte seine Tochter schlecht. Die war offensichtlich total begeistert und froh, ihrem Elternhaus entrinnen zu können. Er war nicht weiter erstaunt, hatte die Tochter sich doch immer mehr an Ines angeschlossen als an ihn. Nun, wenn es denn sein sollte, dann sollte es sein! Er nahm sich vor, Judith ein wunderschönes Abschiedsfest auf der Yacht in Monaco auszurichten. Vielleicht freute sie sich ja darüber. Als er Pläne dazu schmiedete, wie und was er seiner Tochter dort bieten könnte, waren seine Augen auf die aufgeschlagene Zeitung gefallen und an der Schlagzeile hängen geblieben. „Ehemaliges Wunderkind kommt nach München!“ Interessiert beugte er sich herunter. Was er dort las, rief die Sehnsucht nach Natascha, die er geglaubt hatte, niedergerungen zu haben, wieder in sein Herz zurück.

Dort stand, dass sie nach dem abgeschlossenen Studium zu den Philamonikern nach München gehen würde. Man wäre dort froh, solch ein großes Talent im Orchester begrüßen zu dürfen. Er atmete tief durch und richtete sich auf. Dann kam ihm blitzartig die Idee: er konnte sie ja zum Fest für seine Tochter auf die Yacht nach Monaco einladen, damit sie dort spielte. Kurz entschlossen nahm er sein Handy und wählte ihre Nummer, die sich fest in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Ihre Stimme ließ ihn erbeben.

Aber sie wollte ihre Zusage erst am nächsten Morgen geben. Er fieberte dem nächsten Morgen entgegen. Schon beim ersten Morgengrauen war er wach und stand auf, duschte, zog sich an und ging in den weitläufigen Park vor seinem Haus. Das Gras war voller Tautropfen, kristallklar und funkelnd hingen sie an Sträuchern und Blumen. „Wie schön und friedlich ist doch die Welt, und man selbst macht für sich daraus freiwillig die Hölle,“ dachte er. Er straffte seine Schultern. Wollte er ewig so weiterleben mit solch einem Leben voller Trug und Kälte? Er nahm sich vor, dass dies Fest in Monaco die Wende in seinem Leben sein würde. Koste es, was es wolle! Die Sonne ging gerade auf und er starrte bewundernd in das Farbenspiel des Morgenrot


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Dienstag, 7. November 2023

Freizeit & Kultur in NRW

Freizeit  & Kultur-Tipps
Metropole Ruhr (idr). Orpheus und Eurydike haben genug von ihrer Ehe. Hemmungslos betrügen sich die beiden gegenseitig, wobei Eurydike nicht ahnt, dass es sich bei ihrer Affäre um Pluto, den Gott der Unterwelt, handelt. Nach ihrem Tod wähnt Orpheus sich im Glück über diesen unverhofften Verlust, bis die öffentliche Meinung ihn dazu drängt, seine Frau von Jupiter höchstselbst zurückzufordern. Im Olymp angekommen beschließt Jupiter, mitsamt aller dortigen Götter in die Unterwelt zu reisen, um dem Fall auf den Grund zu gehen. Es beginnt ein turbulentes Fest in Plutos Reich, das seinen Höhepunkt im berühmten Höllen-Cancan findet. Nikolaus Habjan, Hausregiesseur am Theater Dortmund, bringt Offenbachs Oper "Orpheus in der Unterwelt" als Persiflage auf das zügellose Leben der High Society auf die Bühne. Premiere ist am 11. November um 19.30 Uhr.

Die Pferdeshow Cavalluna entführt am 11. November, 14 und 19 Uhr, in der Oberhausener Rudolf-Weber-Arena ins "Land der Tausend Träume": Sie erzählt die abenteuerliche Geschichte von Yuen, die aufgrund einer Weissagung vom königlichen Berater Merl und seinen Schergen verfolgt wird. Auf der Flucht erfährt sie von einem fernen Land, in dem jeder sich selbst verwirklichen kann. Ihre Suche führt sie zu einem Shaolin-Meister, Kung-Fu-Kämpfern und einem Pferdeflüsterer. Zu erleben sind 62 Pferde, hohe Reitkunst und Freiheitsdressuren sowie aufwändige Showbilder.

"Flashdance" war einer der prägenden Tanzfilme der 80er Jahre. Die Musical-Version ist vom 9. bis 12. November im Duisburger Theater am Marientor zu sehen. Erzählt wird die Geschichte der 19-jährigen Alex Owens, die von einer Karriere als professioneller Tänzerin träumt. Die Zuschauer können sich auf Hits wie "Flashdance – What a Feeling" und "Maniac" freuen.

Manchmal ändern sich die Dinge im Leben so, dass man feststellen muss, dass man selbst gar nicht so wichtig ist. Und das ist für Stefan Danziger ein befreiendes Gefühl. In seinem Programm "Dann isset halt so" nimmt er sich und seine Bedeutungslosigkeit auf die Schippe. Angefangen bei ganz persönlichen, alltäglichen Dingen bis hin zu weltgeschichtlichen Ereignissen, die vielleicht nur durch Scheitern möglich wurden. Stefan Danziger zeigt auf, dass Misslungenes allemal witzig ist. Am 9. November um 20 Uhr macht der Comedian in den Flottmann-Hallen Herne Station.

"Mode und Stil" lautet das Leitthema der diesjährigen Tage Alter Musik in Herne: Vom 9. bis 12. November präsentiert das renommierte Originalklangfestival Musik-Must-Haves und Stilikonen vom Mittelalter bis zur Moderne. Auftreten werden u. a. das belgische Huelgas Ensemble, das Ensemble Masques aus Kanada und das Kammerorchester Basel. Auf dem Programm stehen z. B. stilprägende Opernwerke wie "L’Ercole amante" der Cavalli Schülerin Antonia Bembo vom Ensemble Il Gusto Barocco um Jörg Halubek und Antonio Caldaras Opernrarität "Il Venceslao" mit dem {OH!} Orkiestra im Wiener Imperialstil.

Das Ikonen-Museum Recklinghausen präsentiert vom 12. November bis 17. März die Ausstellung "Ikona. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst". Sie ist entstanden in Zusammenarbeit mit den Ikonen-Museen in Frankfurt am Main und Kampen (Niederlande). Mehr als 70 Exponate aus den Sammlungen der drei Häuser und aus Privatbesitz illustrieren das breite Spektrum weiblicher Heiligkeitsdarstellungen. Der Fokus der Schau liegt auf Märtyrerinnen, Asketinnen und Herrscherinnen. Gezeigt werden viele selbstbestimmte und selbstbewusste Frauen, die Erwartungen unterlaufen.



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Kapitel 25

Die Fahrt verging wie im Flug. Am Tor erwartete sie schon ein großer Pulk Leute, Onkel, Tanten, Nichten und Neffen mit lautstarken Glückwünschen. Natascha stieg aus. Sie freute sich wie ein Kind, reichte allen die Hand, ließ sich umarmen und beglückwünschen. Viele Verwandte hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Im großen Garten waren unter den Apfelbäumen, die in voller Blüte standen, Tische und Bänke aufgestellt, auf denen Kuchen und Snacks, Suppen und Vorspeisen in lockerer Gemeinschaft nebeneinander standen. Als endlich alle saßen- auch die tobenden Kinder hatte man eingefangen und zu Tisch gesetzt- erhob sich Pastor Winter und schlug an sein Glas.

„Alle mal herhören! Im Namen der Anwesenden wünsche ich dir, meine liebe Tochter, alles Gute auf Deinem zukünftigen Berufsweg und beglückwünsche Dich zur bestandenen Prüfung“-mit der Note eins - wollte er noch hinzufügen, doch da trat ihm jemand kräftig ans Schienbein.

„Äh, was wollte ich noch sagen? Ja, noch mal ein Prosit auf Natascha!“ Alle hoben die Gläser und stießen auf sie an. Natascha wurde ganz rot vor Freude. Während nun alle ihre Teller vollluden und damit teils sitzen blieben, teils in Grüppchen herumstanden, kam Stine, die alte Hausbedienstete der Winters, eilig übers Gras zu Natascha gelaufen. „Natascha!“ rief sie, „Natascha, da ist ein Herr aus Bayern für dich am Telefon!“ Sie war ganz aufgeregt. Natascha wunderte sich. Wer konnte das sein? Über ihre Stellung in München hätte man sie doch eher schriftlich informiert. Sie ging zum Haus. Die Diele war angenehm warm gegenüber der kühlen Frühlingsluft draußen. „Ja, hier Natascha Winter. Mit wem spreche ich?“ Die Stimme, die dann an ihr Ohr drang, ließ ihre Hand kurz erzittern. Sie zog einen Hocker heran. Stine beobachtete sie neugierig. „Ja, ich danke Ihnen für Ihren Anruf!“ sagte sie mit gepresster Stimme, nachdem sie dem Anrufer zugehört hatte. „Ich werde Sie morgen früh von meiner Entscheidung in Kenntnis setzen. Auf Wiederhören!

Langsam legte sie den Hörer auf. „Ist Dir auch gut, min Deern?“ fragte Stine besorgt. Sie kannte Natascha von Kindesbeinen an. „Soll ich dir einen Kaffee bringen?“ „Lass nur, Stine, es geht schon wieder. Ich danke dir!“ Sie lächelte der alten Frau zu und ging wieder zu den anderen nach draußen. Aber es war ihr, als sei ein Schatten über die Festlichkeit draußen gefallen, als sei es weniger fröhlich und hell.


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Montag, 6. November 2023

Kapitel 24

Natascha war überglücklich. Am heutigen Tag hatte sie ihr Musikstudium abgeschlossen. Eine Stelle im Rundfunkorchester in München als Pianistin war ihr so gut wie sicher. Von Hardenberg hatte sie seit dem zweiten Segeltörn auf der Alster nichts mehr gehört. Einerseits schmeichelte ihr das nicht gerade, andererseits war sie froh, auf seine Avancen nicht eingegangen zu sein. Man sah ja jetzt, dass er es alles andere als ernst gemeint hatte. Am Ausgang der Feierhalle wartete Jens schon auf sie. Er musste noch ein Jahr länger hierbleiben. Er hatte nicht alle Prüfungen bestanden. Ohne ein Wort nahm er sie in den Arm. Sie konnte spüren, dass er froh und traurig zugleich war. Froh, dass sie die Prüfung mit Bravour geschafft hatte und traurig, dass sich ihre Wege ab jetzt trennen würden. Sie sagte kein Wort. Im letzten Jahr war er ihr ein verlässlicher und guter Freund gewesen, der nicht unwesentlich dazu beigetragen hatte, dass sie Hardenberg vergessen konnte. „Du weißt doch, wie sehr Du mir fehlen wirst?“ sagte er mit einer rauen Stimme, der man die runtergeschluckte Traurigkeit anhörte. „Ich weiß es, Jens, aber ich bin ja nicht aus der Welt! Auch wenn ich bald in München lebe, können wir uns sehen!“ „Ja, sicher! Ein bis zweimal im Monat!“ antwortete er bitter. Sie hielt ihn mit beiden Armen von sich. „Sei kein Kindskopf, Jens! Auch diese Zeit wird vorübergehen und wenn Du Glück hast, bekommst Du eine Stellung in meiner Nähe!“

Ihre Eltern kamen auf sie zu. Beide strahlten vor Stolz. „Na, und Du !“ Nataschas Vater schlug Jens kumpelhaft auf die Schulter. „Du lässt Dir wohl noch ein bisschen Zeit, min Jung!“ Jens lächelte gequält. „Mache ich ja nicht extra, Herr Winter, das wissen Sie doch. Hab einfach Pech gehabt!“ „Streng dich mal an, min Jung, bei mir wird bald eine Organistenstelle frei, die kannst Du gerne haben!“ „Danke, Herr Winter… Aber ich…“ Winter lachte dröhnend. Die ihnen nahe standen, drehten sich um. „Ich weiß doch, min Jung, dass dein Herz an Natascha hängt und dass du mich sitzen lassen wirst, sobald Du du dort etwas bekommst, wo sie wohnt. Ist doch klar wie Kloßbrühe!“ „Komm Papa, gehen wir nach draußen!“ sagte Natascha, der aufgefallen war, dass ihr Vater durch seine laute Stimme und sein Gelächter die Blicke der Anwesenden auf sich gezogen hatte. Ihre Mutter war es so gewohnt. Sie hatte sich mit dem Temperament ihres Mannes abgefunden. Niemand, der ihn außerhalb seines Sprengels kennenlernte, hielt ihn je für einen Pfarrer. „Dann lasst uns mal nach Hause fahren, zum Feiern,“ sagte der alte Herr und schob Natascha und Jens in seinen uralten Ford, der aus Nachkriegszeiten stammen mochte. Unterwegs ließ er auch das nächste Fettnäpfchen nicht aus: „Und? Wann gebt ihr eure Verlobung bekannt?“ Nataschas Mutter schüttelte nur mit dem Kopf. Natascha lachte. „Gar nicht, Papa, die Zeiten haben sich geändert und außerdem ist Jens nur ein sehr, sehr guter Freund!“ Frau Winter drehte sich zum Rücksitz um. Die winzige Enttäuschung in Jens’ Augen sah nur sie. Ihr tat der Junge leid. Schon so lange waren die beiden jungen Leute zusammen und doch hatte er wohl keine Chance bei Natascha. Dabei wäre er bestimmt ein guter Ehemann für sie.


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Sonntag, 5. November 2023

Kapitel 23


Tage vergingen. Hardenberg hatte sich noch nicht wieder bei Natascha gemeldet. Erst wollte er selbst mit sich ins reine kommen. Dann, am vierten Tag nach dem Segelunfall, rief er sie an. Ihre Stimme klang befangen und spröder als sonst. „Gut geht’s!“ sagte sie auf seine Frage. „Ich habe ja noch einen Segeltörn gut. Wie wär’s dieses Wochenende?“ Auch seine Stimme klang forscher als sonst. Noch bevor sie antwortete, wusste er, dass die Antwort „Nein“ sein würde und dass sie ihn, wenn er Glück hatte, auf später vertrösten würde. Ich hätte sie nicht küssen dürfen!“ dachte er zerknirscht. Und noch bevor sie das Nein aussprechen konnte – es war gerade mal das N zu hören, – unterbrach er sie schnell. „Hören Sie, Natascha, es war falsch, dass ich Sie geküsst habe. Es tut mir leid, Sie sahen so niedlich aus, da ist es über mich gekommen. Lassen Sie uns beide wie vernünftige Menschen reagieren! Es wird nicht wieder vorkommen. Aber lassen Sie uns gute Freunde sein. Segelfreunde! Was sagen Sie dazu?“ Es war still am Telefon. Er hörte nur ihr Atmen. Seine Spannung wuchs. Endlich sagte sie leise: “ Okay!“ Sein Herz machte einen Sprung vor Freude. „Und wann, meinen Sie, können sich die Segelfreunde wieder treffen?“ „Am Samstag passt es ganz gut.“ Ihre Stimme klang immer noch reserviert. „Okay! Sagen wir, wie letztes Mal an der Aussenalster! Aber schon um 10:00 Uhr! „Geht in Ordnung, bis dahin alles Gute, Natascha!“

Er legte auf; er hätte es nicht ertragen, sie nie mehr wiedersehen zu können. Am Sonntag würde er zu Ines und seinem Berufsleben zurückkehren müssen. Er konnte sich nicht vorstellen, dort jemals glücklich gewesen zu sein. Auch was er damals für Glück gehalten hatte: wie schal war es doch gewesen, im Vergleich, wenn er jetzt nur neben Natascha saß oder stand. Wie wäre es, wenn er alles hin -warf, die Firma verkaufte und sich in Hamburg niederließ? Er hatte genug Geld verdient, mehr als genug. So viel Geld, aber was nützte es ihm, wenn er auf die Liebe seines Lebens verzichten musste! Er hatte das Gefühl, bisher sein ganzes Leben falsch gelebt zu haben.

Der Sonntag war ein sonniger Tag. Es war nur wenig windig. Wie verabredet hatten sie sich an der Außenalster getroffen. Natascha hatte bei der Begrüßung die Augen niedergeschlagen und war schnell zum Bootsverleih gegangen. „Wie entzückend sie aussieht, auch wenn sie so reserviert schaut. “ dachte er, während er half, das Boot von den Leinen los zu machen. „Heute ist vorerst mein letzter Tag hier in Hamburg. Vielleicht kann ich nächste Woche noch ein paar Tage kommen, aber das ist unsicher.“ sagte er. Sie schaute ihn nicht an, sondern geradeaus aufs Wasser. Das Boot glitt ruhig dahin, ohne Schräglage. Sie antwortete nicht. Er legte sich, den Kopf zurückgeneigt, auf den Boden des Bootes. Er schloss die Augen, genoss ihre Gegenwart und dachte an gar nichts, nur an das kleine Glück hier morgens, eine Stunde lang. Nach einer Weile richtete er sich auf. „Soll ich jetzt das Steuer übernehmen? Dann können Sie sich auch ein bisschen in die Sonne legen!“ Sie nickte und sie tauschten die Plätze. Schneller, als es ihm vorkam, war die Stunde vorbei. Sie vertäuten das Boot ordnungsgemäß und gingen zur Straße hinauf. „Soll ich Sie bei Ihrem Hotel absetzen?“ fragte sie höflich. Aber Hardenberg war klug genug, den Bogen nicht zu überspannen. „Nein, danke, ich laufe zurück!“ „Dann wünsche ich Ihnen eine schöne Heimreise und grüßen Sie Ihre Frau unbekannterweise von mir!“ „Das werde ich tun!“ sagte Hardenberg. Dann trennten sich ihre Wege. Sie ging nach links, er nach rechts. Er drehte sich noch einmal um und sah, dass sie ihren Kopf hastig wieder nach vorn drehte. Er schmunzelte. Ging es ihr vielleicht nicht anders als ihm?


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Samstag, 4. November 2023

Kultur für Kids


Die „Bücherzwerge“ erobern die Stadtbibliothek: Leseförderung für die Allerkleinsten


In der Stadtbibliothek können schon die Kleinsten
spannende Bücher entdecken. ONsüd-Bild: pixabay
Am Mittwoch, 15. November, von 10.30 Uhr bis 11.30 Uhr treffen sich in der Stadtbibliothek, Augustinessenstraße 3, wieder „Die Bücherzwerge“. Das Angebot richtet sich an die allerkleinsten Geschichtenfans zwischen zwei und drei Jahren sowie an ihre Eltern, Großeltern und Tageseltern.

Bei den Bücherzwergen wird unter Anleitung des Bibliotheksteams gesungen, gespielt und gereimt. Außerdem werden neue Papp- und Bilderbücher vorgestellt und gemeinsam angeschaut. Auf diese Weise wird auf spielerische Art die Phantasie der Kinder gefördert und ein erster Grundstein für das Lesen gelegt.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist erforderlich und per E-Mail an stadtbibliothek(at)recklinghausen.de oder telefonisch unter 02361/50-1919 möglich.




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