Samstag, 11. November 2023

Kapitel 29


Der Hubschrauber konnte im weitläufigen Garten landen, sie hatte Hardenberg seine Ausmaße genannt. Weit und breit gab es keine Nachbarn. Mit jeder verstreichenden Minute wurde sie jetzt nervöser. Vielleicht sollte sie doch ein paar Reisetabletten mitnehmen. Im Badezimmer sah sie ein Pillendöschen, das ihre Mutter dort immer bereit liegen hatte und füllte ungefähr zehn Stück ab. „Man kann nie wissen!“ hörte sie die lachende Stimme ihrer Mutter hinter sich. „Genau!“ antwortete sie, „meinst Du, es reichen zehn Stück?“ „Doch, das werden sie. Im Notfall nimmst du eine, wenn Dir beim Fliegen schlecht werden sollte!“ Ihre Mutter nahm sie in die Arme. „Was für ein großes, berühmtes Mädchen ich doch habe!“ flüsterte sie stolz an ihrer Schulter, und drückte sie fester an sich. „Pass gut auf dich auf, mein Schatz!“ Von Ferne hörte man das typische Geschnatter eines Hubschraubers. „Ich werde runtergehen!“ sagte Natascha, ihrer Mutter einen Abschiedskuss gebend. „Nicht traurig sein, morgen bin ich wahrscheinlich schon zurück. Ich rufe auf jeden Fall an!“ Dann nahm sie ihren Reisekoffer und ging in den Garten. Ihr Vater und Stine standen schon auf der Terrasse und sahen gespannt den Manövern des Piloten zu. Endlich stand die Maschine im Gras. Die mächtigen Rotorblätter drehten sich unentwegt. Ein Mann stieg aus, lief gebückt zur Terrasse und rief schon von Weitem: „Frau Natascha Winter! Bitte kommen Sie! Folgen Sie mir!“ Natascha ging auf ihn zu, da drehte er sich, ihr zuwinkend, mitzukommen um und lief zum Hubschrauber zurück. Natascha rannte, sich ebenso geduckt haltend, hinter dem Mann her. Der Mann half ihr beim Einsteigen, stieg selbst zu und gab dem Piloten ein Handzeichen. Es ging alles blitzschnell und ehe sich Natascha versah, waren sie schon hoch in der Luft und drehten Richtung Süden ab. Der Mann gab ihr Ohrenschützer gegen den Lärm und widmete sich wieder seiner Arbeit als Co-Pilot. Natascha überließ sich dem Staunen über die Welt draußen vor dem Fenster.


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Freitag, 10. November 2023

(Vor)Weihnachten

Von der Weihnachtskirmes bis zur romantischen Schlossweihnacht:
vorweihnachtlicher Budenzauber in der Metropole Ruhr


Metropole Ruhr (idr). Es ist soweit: Bald ziehen wieder Glühweinduft und weihnachtliche Klänge durch die Straßen in der Metropole Ruhr - die Weihnachtsmarkt-Saison ist eröffnet! Den Auftakt machte bereits am 2. November traditionell der Weihnachtsmarkt in Essen-Steele, sogar als erster in ganz NRW. Bis zum 30. Dezember läuft die 47. Ausgabe - und damit länger als alle anderen Budenzauber der Metropole Ruhr. Zu den ersten Gästen auf der Bühne gehörte Schlagerstar Stefan Mross.

In Dortmund wird noch gewerkelt, am 23. November öffnen die Buden rund um den nach Veranstalterangaben größten Weihnachtsbaum der Welt auf dem Hansaplatz. Groß ist hier alles: Mit rund 250 Ständen, die Kunsthandwerk, Weihnachtsdekorationen, außergewöhnliches Spielzeug, Kulinarisches und natürlich Glühwein anbieten, ist er laut Werbung einer der größten Weihnachtsmärkte Europas. Geöffnet ist er bis zum 30. Dezember.

Und noch ein Superlativ: Das Ruhrgebiet gehört zu den "European Best Christmas Markets". Der Internationale Weihnachtsmarkt Essen belegte im Online-Voting Platz 1 in Deutschland und Platz 6 in Europa. Los geht es in diesem Jahr am 17. November. Bis zum 23. Dezember taucht der Markt die Innenstadt in besonderes Licht. Lichtskulpturen wie trompetende Engel gesellen sich zu Sternenbögen und Meridianen und illuminierte echte Tannen zu kunstvoll gefertigten LED-Bäumen. Ein Netz aus tausenden von Lichtern überdacht den Kennedyplatz.

Zu den Klassikern gehört auch die Bochumer Weihnacht mit ihrem fliegenden Weihnachtsmann und dem Märchenwald (23. November bis 23. Dezember). Schon seit 2009 schlüpft Artist Falko Traber in die Rolle des bärtigen Schlittenlenkers. Zweimal pro Tag schwebt er auf einem Drahtseil mitsamt Schlitten und Rentieren in luftiger Höhe über den Platz und erzählt unterwegs eine Weihnachtsgeschichte.

Duisburg verlängert auch in diesem Jahr die Weihnachtsmarkt-Saison bis zum 30. Dezember. Ab dem 16. November zieht sich die weihnachtliche Budengasse durch die Einkaufsstraße. Highlight ist wieder die 400 Quadratmeter große Eisbahn.

"Ho-Ho-Ho-Hollywood" heißt es im Movie Park Germany. "Movie Park’s Hollywood Christmas" ist kein klassischer Weihnachtsmarkt, sondern ein Weihnachtsevent: An 24 ausgewählten Tagen zwischen dem 1. Dezember 2023 und dem 7. Januar 2024 gibt es Entertainment und Christmas-Shows nach amerikanischem Vorbild - opulente Dekoration und Weihnachtsbeleuchtung inklusive. Dazu verwandelt sich der "Hollywood Boulevard" zur kalten Jahreszeit in den "Christmas Boulevard USA".

In die Kategorie "opulent" fällt auch die Vorweihnachtszeit am CentrO Oberhausen. Am 17. November wird das Christkind höchstpersönlich die zahlreichen Lichter der glamourösen Weihnachtsdekoration in der Mall einschalten. Draußen auf dem Boulevard wird die Weihnachtszeit mit einer Drohnenshow eingeläutet. Die ersetzt das früher hier übliche Feuerwerk. Das ist zugleich der Startschuss für den Weihnachtsmarkt im Außenbereich.

Weniger "stille Nacht" und mehr Unterhaltung bietet auch Herne: Vom 23. November bis zum 30. Dezember lockt der Cranger Weihnachtszauber mit einem Mix aus Weihnachtsmarkt und Kirmes. Wahrzeichen des Weihnachtszaubers ist der 45 Meter hohe Cranger-Weihnachtsbaum - laut Veranstalter der höchste "mobile" Weihnachtsbaum der Welt. Neben rasanten Fahrgeschäften gibt es auch eine Weihnachtsparade, eine Elfenzaubershow und eine Eisbahn.
Der Eintritt kostet zwei Euro.

Zahlreiche Veranstalter setzen auch auf den wohl dosierten Weihnachtszauber - mit Märkten und Events, die nur an einigen Tagen oder Wochenenden Lust aufs Fest der Feste machen. So zum Beispiel "Weihnachtsflair" auf Schloss Bodelschwingh in Dortmund am ersten Adventswochenende. Vom 30. November bis 3. Dezember laden Baron und Baronin zu Knyphausen zu einer Winterreise in den Schlosspark rund um die Schlossgräfte ein. Rund 100 Ausstellerinnen und Aussteller bestücken den atmosphärischen Markt mit Handwerkskunst und Geschenkideen. Flammschalen, Drehorgelspieler und Aktionskünstler sorgen für ein besonderes Flair.

Im Freilichtmuseum Hagen geht es ebenfalls eher romantisch zu: Vom 1. bis zum 3. Dezember zeigen Ausstellerinnen und Aussteller in den illuminierten Fachwerkhäusern und geschmückten Hütten Anspruchsvolles und Dekoratives aus Papier, Wolle, Stoff, Holz, Glas und Metall. Untermalt wird der Markt von Live-Musik mit Chören und Orchestern, Alphörnern sowie weihnachtlichem Jazz und Pop.

Ganz besonders heimelig wird es in Krudenburg, einem Ortsteil von Hünxe im Kreis Wesel. Entlang der schmalen Dorfstraße öffnen Bewohner ihre Türen und präsentieren in ihren Häusern kunstvollen Baumschmuck, Seidenmalerei, Kerzen, Kinderspielzeug, weihnachtliches Gebäck, Glühwein und die Spezialitäten aus den Krudenburger Küchen. In diesem Jahr findet der Krudenburger Weihnachtsmarkt am 2. Dezember statt.

Auch das RVR-Besucherzentrum Haus Ripshorst in Oberhausen stimmt am Sonntag, 3. Dezember, auf Weihnachten ein. Der traditionelle Adventmarkt rund um den ehemaligen Hof lockt mit Holzschnitzereien, Advents- und Weihnachtsschmuck, Geschenkartikeln oder auch Honigprodukten. Für Kinder werden Bastelaktionen und eine Briefwerkstatt angeboten, bei der Wunschbriefe an das Christkind nach Engelskirchen verfasst werden können.

"Wild & Weihnacht" halten am 10. Dezember (10 bis 17 Uhr) wieder Einzug ins RVR-Besucherzentrum Heidhof in Bottrop. Auch in diesem Jahr können Besucherinnen und Besucher wieder Weihnachtsbäume selbst schlagen. Märchenerzählerin Sonja Wiese, auch bekannt als Waldhexe Odina, erzählt zauberhafte Geschichten und bastelt mit den Kleinen. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt, u. a. mit Winzer Glühwein, Leckereien vom Grill und Waldspezialitäten.

Schloss Hohenlimburg in Hagen lädt gleich an drei Adventswochenenden zum "romantischen Weihnachtsmarkt": vom 1. bis zum 3. Dezember, vom 8. bis zum 10. Dezember und vom 15. bis zum 17. Dezember. Im Schlosshof und im Inneren des historischen Gemäuers bieten Händler handverlesene Geschenkideen. Eintritt: acht Euro pro Person.


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Kapitel 28


Für Natascha verging die Zeit bis zu ihrem Auftritt in Monaco wie im Fluge. Sie hatte ihr Programm gekonnt und schnell zusammengestellt, erinnerte sie sich doch noch lebhaft daran, welche Klaviermusik sie als 14-jährige gern gehört hatte. Am meisten fürchtete sie sich nicht vor ihrem Auftritt, sondern vor dem Wiedersehen mit Hardenberg. Nach dem Telefongespräch mit ihm war es ihr ein Leichtes gewesen, sich darüber kundig zu machen, wer der Firmenbesitzer der Hardenberg AG war. Es war Stefan Hardenberg selbst. Damals, bei seinem Urlaub in Hamburg, hatte er sie offensichtlich in dem Irrglauben gelassen, dass er nur ein Angestellter dieser Firma war. Warum er das getan hatte, konnte nur er wissen und sie würde ihn gerne in Monaco fragen, warum er falsche Tatsachen vorgetäuscht hatte. Sie hoffte, dass sie den Mut dazu haben würde. Ihre Koffer hatte sie gepackt mit Abendkleid und den entsprechenden Noten. Es brauchte nur noch morgen zu werden.

Sie schlief unruhig in dieser letzten Nacht im Elternhaus. Sehr früh am nächsten Morgen war sie, entgegen aller ihrer sonstigen Gepflogenheiten, schon wach und blieb auch nicht länger liegen. In der Küche war noch niemand. Stine war sonst die erste, aber sie würde erst in einer Stunde erscheinen. Natascha brühte sich einen Nescafé auf und nahm sich ein übriggebliebenes Brötchen vom Vortag, belegte es mit Butter und Käse und setzte sich damit an den Küchentisch. Am liebsten hätte sie beides in ihr Zimmer getragen, aber ihre Mutter sah es nicht gerne, wenn in den Schlafzimmern oder im Wohnzimmer gegessen wurde. Natascha bereute fast ein bisschen, dass sie nicht in ihrer Studentenbude war. Aber dann vergaß sie es wieder. Über ihre Noten gebeugt, bei Kaffee und Brötchen, ging sie die einzelnen Stücke noch einmal in Geiste durch und war ganz erstaunt, als sie Stines Schritte in der Diele hörte. War es schon 6:00 Uhr? Ja, stellte sie überrascht fest. Sie legte die Notenblätter zurück in die Mappe und nahm die alte Stine in den Arm. „Du bist aber wirklich eine Lerche geworden!“ sagte Stine erstaunt, als sie Kaffeetasse und den benutzten Teller auf dem Tisch sah. „Nein, Stine, ich konnte nur nicht mehr schlafen vor Aufregung!“ Die alte Frau nickte verständnisvoll. „Das könnte ich auch nicht, wenn ich fliegen müsste! Bin noch nie geflogen! Du weißt ja schon, ich bin mit meinen beiden Füßen immer auf der Erde geblieben, wo sie auch hingehören!“ Natascha half mit,

den Tisch zu decken und den Tee aufzubrühen. Die Eltern tranken morgens immer Tee, aber auch nachmittags und abends. Natascha war seit der Uni auf Kaffee umgestiegen. Etwas später hörte sie die Eltern in den Fluren miteinander sprechen. Gleich würden sie herunterkommen. Sie begrüßte beide mit einem Kuss und setzte sich zu ihnen an den Esstisch. „Du hast schon gefrühstückt, Kind?“ fragte die Mutter, auf das benutzte Geschirr weisend.

„Aber du hast doch noch Zeit, der Helikopter kommt doch erst gegen 14:00 Uhr!“ Natascha nickte. Wenn sie das Wort Helikopter nur hörte, wurde sie schon nervös. „Ich habe Reisetabletten im Alibertschränkchen oben in meinem Bad. Du kannst sie ruhig nehmen, die sind auf pflanzlicher Basis!“ fügte ihre Mutter hinzu. Natascha schüttelte den Kopf. „Es wird auch schon so gehen, Mutter!“

Manchmal fand sie es ganz schön nervig, dass ihre Mutter für jedes auch noch so kleine Wehwehchen eine Pille hatte. „Entschuldigt mich, ich will noch mal nachsehen, ob ich alles eingepackt habe.“ Sie erhob sich mit einem Lächeln. Oben in ihrem Zimmer verstaute sie die Notenmappe, dann schaute sie zum wiederholten Mal auf ihre Uhr.

Noch etwa eine Stunde! Sie setzte sich vor ihre Spiegelkommode und schaute sich genau an. Wie sah sie aus? Hatte sie sich in dem halben Jahr verändert? Ihre Haare waren kürzer als im letzten Sommer und – sie strich sich über die Wangenknochen – ihr Gesicht musste schmaler geworden sein, denn im Prüfungsstress hatte sie etliche Kilos verloren. Sie wiegte sich in den Hüften. „Aber ich finde mich noch nicht zu mager!“ murmelte sie, „ich finde es besser als vorher.“

Sie setzte sich auf das gemachte Bett. Hier zu Hause war sie ordentlicher als in Hamburg, wo das Bett manchen Tag bis mittags liegen blieb. Sie hatte alles, was sie im Monaco brauchen würde. Jetzt hieß es nur noch warten.

                                



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Donnerstag, 9. November 2023

Kapitel 27


Jetzt die geliebte Frau an der Seite haben und mit ihr das Schauspiel genießen! Er würde sein Vermögen darum geben! Als die Farben verblassten, stapfte er zurück ins Haus. Wie Diamanten funkelten ihm die Tautropfen auf den Rosen entgegen. Er holte sein Taschenmesser aus der Tasche und schnitt die schönste ab. „Die ist für Dich, Geliebte!“ murmelte er und nahm sie mit in sein Arbeitszimmer. Er setzte sich an seinen Arbeitstisch und starrte das Telefon an. Wann würde sie anrufen? Um 8:00 Uhr, um 9:00 Uhr? Er wartete und saß im Arbeitssessel und dachte an sein vergangenes Leben zurück. Plötzlich schrak er zusammen. Das Telefon klingelte. Seine Hand zitterte, als er den Hörer abnahm und ans Ohr führte. „Hier Hardenberg!“ Ihre Stimme klang spröde, aber das war egal! Hauptsache, er konnte ihr zuhören, ein paar Worte mit ihr wechseln, für ein paar Minuten mit ihr verbunden sein. „Hier ist Frau Winter. Ich nehme ihr Angebot an. Auf mein Honorar würden dann noch die Reisekosten zu Buche schlagen.“ „Ich kann Sie in Hamburg mit einem Hubschrauber abholen lassen. Wir nehmen dann den Flieger direkt bis nach Monaco! Wenn Sie möchten… fügte er hinzu, „es ist einfach bequemer. Selbstverständlich werden Sie auch wieder zurückgebracht.“ Vom anderen Ende der Leitung kam kein Laut mehr. Es musste ihr die Sprache verschlagen haben, siedendheiss fiel ihm ein, sie hielt ihn ja für den Angestellten der Firma. „Hallo, sind Sie noch da? „Ja,“ antwortete eine feste Stimme, „ich nehme Ihr Angebot mit dem Flieger an. Haben Sie besondere Wünsche in Bezug auf die Klaviermusik, die ich spielen soll?“ Am liebsten hätte er laut gerufen: „Aber ja doch! Das Prelude von Chopin, das, was Sie mir das erste Mal vorgespielt haben! “ Aber er unterdrückte es und sagte: „Ich glaube, bezüglich Musik haben Sie mehr Erfahrung, ich überlasse das Programm Ihnen. Meine Tochter ist 14 Jahre alt.“ „Mit einer boygroup täten Sie ihr, glaube ich, einen größeren Gefallen.“ sagte sie lakonisch. „Ich weiß“, antwortete er und hätte am liebsten hinzugefügt: „Aber mir will ich auch einen Gefallen tun!“ Stattdessen sagte er nur: „Ja, das wär’s, ich rufe Sie in 14 Tagen kurz vorher an, wann der Hubschrauber bei Ihnen sein wird. Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Zusage!“ Sie antwortete mit leicht heiserer Stimme: „Ich habe zu danken! Auf Wiederhören, Herr Hardenberg!“ Beinahe hätte er den Hörer vor Freude auf die Gabel geworfen und das Telefon in den Arm genommen und mit ihm im Zimmer herumgetanzt. Er versuchte den Impuls zu unterdrücken, aber dann gab er ihm doch nach. „Wenn mich jemand so sehen würde“, dachte er, während er sich drehte und leise juchzte, „sie würden mich in die Klapsmühle bringen!“ Vorsichtig stellte er das Telefon wieder an seinen Platz. Er hörte Schritte in der Küche und ging hinaus. Das Mädchen deckte gerade den Tisch ein. „Oh, Sie sind schon auf! Ich habe den Kaffee noch nicht fertig!“ rief das Mädchen entsetzt. „Ist überhaupt nicht schlimm und der Rede wert!“ Er hätte sie am liebsten auch auf der Stelle herumgewirbelt vor Freude. Aber so strahlte er sie nur an. „Lassen Sie sich Zeit, wie immer!“ rief er ihr noch gutgelaunt zu, dann ging er nach draußen und pfiff den Hund herbei.


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Mittwoch, 8. November 2023

Kapitel 26


Hardenberg war es nicht möglich gewesen, eine zweite Woche im Anschluss an die erste nach Hamburg zu fahren. Das Geschäft brummte und es hätte nicht vorteilhaft ausgesehen, wenn der Chef selbst nicht anwesend gewesen wäre. Viele lukrative Kunden bestanden auf einer exklusiven Behandlung, d.h. auf Betreuung durch den Chef persönlich. Aber mehr und mehr fühlte er sich wie ein Fremder im eigenen Land. Die Firma bedeutete ihm nichts mehr, seine Frau und sogar seine Tochter gingen eigentlich ihre eigenen Wege und es war nur noch eine Familie, die auf dem Papier existierte. „Wie so viele andere auch!“ versuchte er sich zu trösten, aber der schale Geschmack blieb. Ines hatte vorgeschlagen, Judith während der Teenager-Zeit bis zum 18. Lebensjahr in ein erstklassiges Internat in der Schweiz zu schicken. Hardenberg wusste, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, das würde sie auch durchsetzen wollen. Ihm blieb nur die Zustimmung. „Arme Judith!“ dachte er noch, doch er kannte seine Tochter schlecht. Die war offensichtlich total begeistert und froh, ihrem Elternhaus entrinnen zu können. Er war nicht weiter erstaunt, hatte die Tochter sich doch immer mehr an Ines angeschlossen als an ihn. Nun, wenn es denn sein sollte, dann sollte es sein! Er nahm sich vor, Judith ein wunderschönes Abschiedsfest auf der Yacht in Monaco auszurichten. Vielleicht freute sie sich ja darüber. Als er Pläne dazu schmiedete, wie und was er seiner Tochter dort bieten könnte, waren seine Augen auf die aufgeschlagene Zeitung gefallen und an der Schlagzeile hängen geblieben. „Ehemaliges Wunderkind kommt nach München!“ Interessiert beugte er sich herunter. Was er dort las, rief die Sehnsucht nach Natascha, die er geglaubt hatte, niedergerungen zu haben, wieder in sein Herz zurück.

Dort stand, dass sie nach dem abgeschlossenen Studium zu den Philamonikern nach München gehen würde. Man wäre dort froh, solch ein großes Talent im Orchester begrüßen zu dürfen. Er atmete tief durch und richtete sich auf. Dann kam ihm blitzartig die Idee: er konnte sie ja zum Fest für seine Tochter auf die Yacht nach Monaco einladen, damit sie dort spielte. Kurz entschlossen nahm er sein Handy und wählte ihre Nummer, die sich fest in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Ihre Stimme ließ ihn erbeben.

Aber sie wollte ihre Zusage erst am nächsten Morgen geben. Er fieberte dem nächsten Morgen entgegen. Schon beim ersten Morgengrauen war er wach und stand auf, duschte, zog sich an und ging in den weitläufigen Park vor seinem Haus. Das Gras war voller Tautropfen, kristallklar und funkelnd hingen sie an Sträuchern und Blumen. „Wie schön und friedlich ist doch die Welt, und man selbst macht für sich daraus freiwillig die Hölle,“ dachte er. Er straffte seine Schultern. Wollte er ewig so weiterleben mit solch einem Leben voller Trug und Kälte? Er nahm sich vor, dass dies Fest in Monaco die Wende in seinem Leben sein würde. Koste es, was es wolle! Die Sonne ging gerade auf und er starrte bewundernd in das Farbenspiel des Morgenrot


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Dienstag, 7. November 2023

Freizeit & Kultur in NRW

Freizeit  & Kultur-Tipps
Metropole Ruhr (idr). Orpheus und Eurydike haben genug von ihrer Ehe. Hemmungslos betrügen sich die beiden gegenseitig, wobei Eurydike nicht ahnt, dass es sich bei ihrer Affäre um Pluto, den Gott der Unterwelt, handelt. Nach ihrem Tod wähnt Orpheus sich im Glück über diesen unverhofften Verlust, bis die öffentliche Meinung ihn dazu drängt, seine Frau von Jupiter höchstselbst zurückzufordern. Im Olymp angekommen beschließt Jupiter, mitsamt aller dortigen Götter in die Unterwelt zu reisen, um dem Fall auf den Grund zu gehen. Es beginnt ein turbulentes Fest in Plutos Reich, das seinen Höhepunkt im berühmten Höllen-Cancan findet. Nikolaus Habjan, Hausregiesseur am Theater Dortmund, bringt Offenbachs Oper "Orpheus in der Unterwelt" als Persiflage auf das zügellose Leben der High Society auf die Bühne. Premiere ist am 11. November um 19.30 Uhr.

Die Pferdeshow Cavalluna entführt am 11. November, 14 und 19 Uhr, in der Oberhausener Rudolf-Weber-Arena ins "Land der Tausend Träume": Sie erzählt die abenteuerliche Geschichte von Yuen, die aufgrund einer Weissagung vom königlichen Berater Merl und seinen Schergen verfolgt wird. Auf der Flucht erfährt sie von einem fernen Land, in dem jeder sich selbst verwirklichen kann. Ihre Suche führt sie zu einem Shaolin-Meister, Kung-Fu-Kämpfern und einem Pferdeflüsterer. Zu erleben sind 62 Pferde, hohe Reitkunst und Freiheitsdressuren sowie aufwändige Showbilder.

"Flashdance" war einer der prägenden Tanzfilme der 80er Jahre. Die Musical-Version ist vom 9. bis 12. November im Duisburger Theater am Marientor zu sehen. Erzählt wird die Geschichte der 19-jährigen Alex Owens, die von einer Karriere als professioneller Tänzerin träumt. Die Zuschauer können sich auf Hits wie "Flashdance – What a Feeling" und "Maniac" freuen.

Manchmal ändern sich die Dinge im Leben so, dass man feststellen muss, dass man selbst gar nicht so wichtig ist. Und das ist für Stefan Danziger ein befreiendes Gefühl. In seinem Programm "Dann isset halt so" nimmt er sich und seine Bedeutungslosigkeit auf die Schippe. Angefangen bei ganz persönlichen, alltäglichen Dingen bis hin zu weltgeschichtlichen Ereignissen, die vielleicht nur durch Scheitern möglich wurden. Stefan Danziger zeigt auf, dass Misslungenes allemal witzig ist. Am 9. November um 20 Uhr macht der Comedian in den Flottmann-Hallen Herne Station.

"Mode und Stil" lautet das Leitthema der diesjährigen Tage Alter Musik in Herne: Vom 9. bis 12. November präsentiert das renommierte Originalklangfestival Musik-Must-Haves und Stilikonen vom Mittelalter bis zur Moderne. Auftreten werden u. a. das belgische Huelgas Ensemble, das Ensemble Masques aus Kanada und das Kammerorchester Basel. Auf dem Programm stehen z. B. stilprägende Opernwerke wie "L’Ercole amante" der Cavalli Schülerin Antonia Bembo vom Ensemble Il Gusto Barocco um Jörg Halubek und Antonio Caldaras Opernrarität "Il Venceslao" mit dem {OH!} Orkiestra im Wiener Imperialstil.

Das Ikonen-Museum Recklinghausen präsentiert vom 12. November bis 17. März die Ausstellung "Ikona. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst". Sie ist entstanden in Zusammenarbeit mit den Ikonen-Museen in Frankfurt am Main und Kampen (Niederlande). Mehr als 70 Exponate aus den Sammlungen der drei Häuser und aus Privatbesitz illustrieren das breite Spektrum weiblicher Heiligkeitsdarstellungen. Der Fokus der Schau liegt auf Märtyrerinnen, Asketinnen und Herrscherinnen. Gezeigt werden viele selbstbestimmte und selbstbewusste Frauen, die Erwartungen unterlaufen.



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Kapitel 25

Die Fahrt verging wie im Flug. Am Tor erwartete sie schon ein großer Pulk Leute, Onkel, Tanten, Nichten und Neffen mit lautstarken Glückwünschen. Natascha stieg aus. Sie freute sich wie ein Kind, reichte allen die Hand, ließ sich umarmen und beglückwünschen. Viele Verwandte hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Im großen Garten waren unter den Apfelbäumen, die in voller Blüte standen, Tische und Bänke aufgestellt, auf denen Kuchen und Snacks, Suppen und Vorspeisen in lockerer Gemeinschaft nebeneinander standen. Als endlich alle saßen- auch die tobenden Kinder hatte man eingefangen und zu Tisch gesetzt- erhob sich Pastor Winter und schlug an sein Glas.

„Alle mal herhören! Im Namen der Anwesenden wünsche ich dir, meine liebe Tochter, alles Gute auf Deinem zukünftigen Berufsweg und beglückwünsche Dich zur bestandenen Prüfung“-mit der Note eins - wollte er noch hinzufügen, doch da trat ihm jemand kräftig ans Schienbein.

„Äh, was wollte ich noch sagen? Ja, noch mal ein Prosit auf Natascha!“ Alle hoben die Gläser und stießen auf sie an. Natascha wurde ganz rot vor Freude. Während nun alle ihre Teller vollluden und damit teils sitzen blieben, teils in Grüppchen herumstanden, kam Stine, die alte Hausbedienstete der Winters, eilig übers Gras zu Natascha gelaufen. „Natascha!“ rief sie, „Natascha, da ist ein Herr aus Bayern für dich am Telefon!“ Sie war ganz aufgeregt. Natascha wunderte sich. Wer konnte das sein? Über ihre Stellung in München hätte man sie doch eher schriftlich informiert. Sie ging zum Haus. Die Diele war angenehm warm gegenüber der kühlen Frühlingsluft draußen. „Ja, hier Natascha Winter. Mit wem spreche ich?“ Die Stimme, die dann an ihr Ohr drang, ließ ihre Hand kurz erzittern. Sie zog einen Hocker heran. Stine beobachtete sie neugierig. „Ja, ich danke Ihnen für Ihren Anruf!“ sagte sie mit gepresster Stimme, nachdem sie dem Anrufer zugehört hatte. „Ich werde Sie morgen früh von meiner Entscheidung in Kenntnis setzen. Auf Wiederhören!

Langsam legte sie den Hörer auf. „Ist Dir auch gut, min Deern?“ fragte Stine besorgt. Sie kannte Natascha von Kindesbeinen an. „Soll ich dir einen Kaffee bringen?“ „Lass nur, Stine, es geht schon wieder. Ich danke dir!“ Sie lächelte der alten Frau zu und ging wieder zu den anderen nach draußen. Aber es war ihr, als sei ein Schatten über die Festlichkeit draußen gefallen, als sei es weniger fröhlich und hell.


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