Montag, 1. März 2021

März

Bücher und Schreiben

von Katharina Kumeko

ONsüd-Bild: Pokojski
Ein Bild van Goghs : „Die gelben Bücher“, von 1887, liegt vor mir.
Rund einundzwanzig Bücher auf Zeichenmappen sind darauf zu sehen - Pariser Romane - es ist eine Studie van Goghs - rechts liegt ein ins Auge fallendes, rotes Buch auf zwei rotbraunen. Darüber ein grünes Heft, und viele grüne oder gelbliche Einbände.
Beim Anschauen der Studie gerate ich ins Träumen:
Ein Tisch voll mit Büchern - das ist für mich das absolute Samstag- nachmittagsvergnügen.
Eine Tasse oder besser noch eine Kanne frisch aufgebrühten schwarzen Tee dabei, ein leckeres Käsebrötchen - der Himmel auf Erden! Mein Kater sieht es ähnlich, bedeutet es doch, dass die Mitbewohnerin - „die große Katze“- „mal endlich die Füße still hält und zu Hause bleibt.“ Und er nicht allein vor sich hin schnarchen muss. Dankbar seufzend lehnt er sich an mich und schon schnarcht er weg. Ich nehme behutsam das erste Buch vom Tisch , schaue mir sein Cover an, genieße es oder auch nicht und schlage dann Seite für Seite auf.
Erst die kurze Beschreibung über den Autor - wann geboren, wo lebend, Beruf und so weiter. Und in welchem Lebensjahr er dieses Buch geschrieben hat. Erst nach Sättigung meiner Begierden und Neugierde auf diesen Menschen , der auch schreibt, beginne ich zu lesen. Schon nach wenigen Seiten weiß ich, ob ich dieses Buch zu Ende lesen werde. Ob ich es mit Leidenschaft oder eher verhalten lesen werde, oder ob es mich langweilen wird. Dann lege ich es zurück. Genug andere Bücher warten ja noch… Dieses Herum-Probieren und Schnuppern ist ein ganz eigener, spannender Prozess vor dem Lesen, den ich nicht missen möchte. Jedes Buch auf dem Tisch unterziehe ich derselben Prozedur, bevor ich mich endgültig entscheide, welches ich als erstes lesen werde.

Ja, für Bücher gebe ich alles her. Ich versinke in ihnen, vergesse alles um mich herum. Sie lassen neue Welten erstehen. Erich Kästner nennt diese „das Land des Lesens, das ein geheimnisvoller, unendlicher Erdteil ist.“
Alles kann in diesem entstehen -„Dinge, Menschen, Geister und Götter, die man sonst nicht sehen könnte.“ *

Und welch ein Glück, selbst ein Buch zu schreiben! Wenn ein Thema, eine Geschichte oder eine Figur erst schemenhaft in mir auftaucht, eines Tages Gestalt annimmt und mich schließlich mit Haut und Haaren ergreift - das ist höchstes Glück.
Weniger Arbeit als großes Vergnügen und Freude an der Entwicklung der Handlung und, falls mich das Thema nicht mehr loslässt - am Ende des Geschriebenen auch ein bisschen Stolz und tiefe Zufriedenheit, dass es jetzt vor mir in einem dicken Packen beschriebenen Papiers auf dem Schreibtisch liegt. Neben der Freude lauert aber auch ganz nah die Traurigkeit - darüber, dass Fabulieren und Schreiben nun zu Ende sind. Dass ich mich von einer (oder mehreren) ins Leben gerufenen, lebendig gewordenen und liebgewonnenen Figur verabschieden muss. Oft folgt eine Pause - manchmal sogar ein bis zwei Jahre lang - bis vielleicht ein anderes, ein neues Thema, oder eine neue Figur plötzlich „da“ ist und mich erneut in den Taumel der Schreibfreude und des Fabulierens versetzt.

Ein Tisch voller Bücher: für den Einen: pure Langeweile auf weißen Blättern, für mich: der Himmel auf Erden.
Von Kindesbeinen an bis heute: jahrzehntelang ein ungetrübtes, nie versiegendes Vergnügen.

Ein Tisch voller Bücher...


* aus: Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war


Montag, 1. Februar 2021

Februar

ONsüd-Bild: Sebastian Pokojski
Geglückter Morgen

von Katharina Kumeko
Der Fernseher wirft seine Bilder in den Raum. Es ist früher Morgen. Die Frau schaut aus dem Fenster. Die Straßenlaterne beleuchtet zwielichtig den Bürgersteig. Es regnet in feinen Fäden und stetig. Vor ihr sitzt eine Katze und wartet regungslos auf eventuell einen Meisenknödel anfliegende Vögel .Die Frau schaut auf das gegenüberliegende Haus. Ein hellerleuchtetes Fenster nach dem anderen erlischt dort und fällt in Dunkelheit zurück. Zuletzt leuchtet ihr nur noch ein gelbes Rechteck entgegen. Sie wendet sich ab.
Ein neuer Anfang. Diese drei magischen Worte kreisen in ihren Gedanken. Nur heute magisch? Weil neues Jahr? 
Sie erinnert sich an einen anderen Morgen : an eine „Ente“- ein französisches, altes, rostiges Vehikel -darunter verkrochen eine kleine Katze, trostloses heißes Pflaster und schmutzig- graue Mietshaus-Fassaden. Nicht idyllisch, sondern bedrohlich schäbig in einem Urlaub, der schon Jahrzehnte vergangen ist. Friedlich stand ein Mann auf einem dieser Balkone. 
Die Frau wendet sich ab. Das Fernsehen sendet Werbung.
Wird dieser Morgen glücken? Was ist ein geglückter Morgen? Ist er so wie in der Fernsehwerbung ? Mit einem blauen Himmel und strahlender Morgensonne? Mit einer glücklich lachenden Familie an einem Frühstückstisch? Mit optimistischer Hintergrundmusik ? 
Sie ist nicht fröhlich .Schon gar nicht am frühen Morgen.
Ihr geglückter Morgen, wie sähe er aus?

Freitag, 1. Januar 2021

Januar

 

ONsüd-Bild: Sebastian Pokojski
Ein Neues Jahr beginnt. Zeit für neue Träume. Neue Ziele. Mehr Liebe. Neue Abenteuer... Neuanfänge.
Auf in ein Gutes Jahr!“

Autor Lieblingsmensch




von Katharina Kumeko

Am Neujahrstage:
Abend ist es geworden. An dem Bild der „Verliebten“ habe ich weiter gemalt. Ein Blau -grau - weiß gemischt für den Himmel und zaghafte Schneeflocken. Die Amaryllis beschaut sich errötend im Spiegel . Es sind sechs magische Blüten , darüber schweben noch Sterne, zwölf an der Zahl, und ein Herz - rosa rot gestreift. Das Radio redet - WDR 5 am Abend. Die Heizung bollert, der Mond steht auf dreiviertel voll. Der Kater rülpst. Der Neujahrsabend ist perfekt.

Dienstag, 1. Dezember 2020

Dezember

von Katharine Kumeko

Zwei Engelmädchen kichern miteinander
in der Mitte sitzt ein Teddybär
es sind Miranda und Leandra
die eine trägt die Strümpfe quer
die andere schlägt die Hände vors Gesicht
vor Entzücken – oder was –?
Ich weiß es nicht
ihre Heiligenscheine sind leer.

ONsüd-Bild: Sebastian Pokojski

Samstag, 28. November 2020

in eigener Sache

"Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung."

Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry mag sicher recht haben. Wir alle leben momentan in einer besonderen Situation. Er verfasste auch einen zweiten für uns wichtigen Satz: "Wer seine Zukunft bauen will, muss in der Gegenwart leben."
Was wir derzeit erleben, lässt uns als Team nicht resignieren. Wir arbeiten schon das gesamte Jahr daran, uns den Umständen anzupassen, wie beispielweise eine Einschränkung bei der lokalen Berichterstattung zu überbrücken. Gerade deshalb haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir unsere Themen an die Leser*innen übermitteln können. Wir haben versucht so gut wie möglich „Corona frei“ zu berichten. Dabei ist die Idee entstanden, unser Portfolio um einen weiteren Blog, speziell für unsere jungen Leser*innen, zu erweitern. Die bisherige Resonanz auf unsere Angebote wuchs auch in diesem Jahr weiter, so dass wir nun zum Advent den Blog für Kinder launchen. Wir würden uns wünschen, wenn sie Ihren Kindern die Inhalte zu Verfügung stellen und vielleicht gemeinsam unser neues Angebot gerade in der Vorweihnachtszeit nutzen und auf unseren Seiten lesen. 

Bleiben Sie gesund!

Sonntag, 1. November 2020

November

 

ONsüd-Bild: Daniel Osthues









von Katharina Kumeko

Ein Herbstgewitter rollt heran. Große Graupelkörner rauschen an die Fenster. Die Bäume schwanken. Sturm kommt auf. Er weht Vögel vor sich her. Tauben trudeln begeistert in aufgewühlten Lüften. Dunkelblaue Wolken aus Südwest jagen einander vergebens über den Himmel. Drei Krähen sitzen schweigsam in einem Baum. Stoisch, trotz tosender Elemente, krallen sie sich an das weit schwingende Geäst. Es schüttet wie aus Kübeln. Als hätten sie Spaß daran, fahren immer wieder neue Windböen über den wasserbedeckten Boden. Sie peitschen die Pfützen und wehen sprühende Wasserfahnen vor sich her.
Das Donnern wird leiser. Das Gewitter zieht weiter.

Freitag, 23. Oktober 2020

inhaltliche Änderung

Coronabedingt schränken wir unsere lokale Berichterstattung ein. Wir erweitern aber unser Angebot für unsere jungen Leser*innen ab Dezember mit einem Blog für Kinder. Auf neue Herausforderungen freuen wir uns. 

Bleiben Sie gesund!

in eigner Sache

Unsere Redaktionstasse: Ein Symbol für Engagement und Positivität Auf dem Bild sehen Sie unsere Redaktionstasse mit dem Logo von ONsüd. Dies...