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Februar

ONsüd-Bild: Sebastian Pokojski
Geglückter Morgen

von Katharina Kumeko
Der Fernseher wirft seine Bilder in den Raum. Es ist früher Morgen. Die Frau schaut aus dem Fenster. Die Straßenlaterne beleuchtet zwielichtig den Bürgersteig. Es regnet in feinen Fäden und stetig. Vor ihr sitzt eine Katze und wartet regungslos auf eventuell einen Meisenknödel anfliegende Vögel .Die Frau schaut auf das gegenüberliegende Haus. Ein hellerleuchtetes Fenster nach dem anderen erlischt dort und fällt in Dunkelheit zurück. Zuletzt leuchtet ihr nur noch ein gelbes Rechteck entgegen. Sie wendet sich ab.
Ein neuer Anfang. Diese drei magischen Worte kreisen in ihren Gedanken. Nur heute magisch? Weil neues Jahr? 
Sie erinnert sich an einen anderen Morgen : an eine „Ente“- ein französisches, altes, rostiges Vehikel -darunter verkrochen eine kleine Katze, trostloses heißes Pflaster und schmutzig- graue Mietshaus-Fassaden. Nicht idyllisch, sondern bedrohlich schäbig in einem Urlaub, der schon Jahrzehnte vergangen ist. Friedlich stand ein Mann auf einem dieser Balkone. 
Die Frau wendet sich ab. Das Fernsehen sendet Werbung.
Wird dieser Morgen glücken? Was ist ein geglückter Morgen? Ist er so wie in der Fernsehwerbung ? Mit einem blauen Himmel und strahlender Morgensonne? Mit einer glücklich lachenden Familie an einem Frühstückstisch? Mit optimistischer Hintergrundmusik ? 
Sie ist nicht fröhlich .Schon gar nicht am frühen Morgen.
Ihr geglückter Morgen, wie sähe er aus?