In 80 39 Tagen um die Welt
von Rita Nowak (Text & Fotos)
Mein Ziel war Pitcairn. Pitcairn – noch nie gehört? Wenn ich von meinem Ziel erzählte, wusste fast niemand wo das zu verorten war. Wenn ich aber fragte, ob die Meuterei auf der Bounty bekannt sei, dann hatten die meisten eine Vorstellung.
Also Pitcairn liegt einsam in der Südsee, auf etwa 130 Grad Ost und 25 Grad Süd und hat etwa 40 Einwohner. Diese Einwohner sind überwiegend die Nachfahren dieser Meuterer und ihrer polynesischen Begleiterinnen. Pitcairn bildet mit drei weiteren unbewohnten Atollen (Henderson, Ducie, Oeno) das letzte britische Überseegebiet im Pazifik. Es gibt daher so eine eigene britische Postleitzahl, obwohl es eigene Briefmarken herausgibt.
Das Meeresschutzgebiet um die Inseln beträgt 840.000 (!) qkm. Die Pitcairninseln sind die einzige Inselgruppe der Welt, die als International Dark Sky Sanctuary ausgewiesen wurde. Das bedeutet, die Pitcairninseln haben einen außergewöhnlich atemberaubenden dunklen Himmel, frei von jeglicher Lichtverschmutzung.
Die
Hauptsiedlung und zugleich einzige Ansiedlung der Pitcairninseln ist
Adamstown, wo die Einwohner leben. Der Ort ist nach dem letzten überlebenden Bounty-Meuterer
John Adams benannt. Noch 1948 hatte Adamstown 220 Einwohner, doch sinkt seit Jahrzehnten die Einwohnerzahl kontinuierlich, da jüngere, gut ausgebildete Inselbewohner wegen fehlender beruflicher Perspektiven überwiegend nach
Neuseeland,
Australien und nach
Großbritannien abwandern. Kinder gibt es seit einigen Jahren nicht mehr auf der Insel, obwohl es eine Schule gibt. Staatsoberhaupt ist König Charles, vertreten durch die britische Hochkommissarin in Neuseeland. Es besteht aber eine Teilautonomie mit eigener Gerichtsbarkeit und Verwaltung.
Benannt wurde die Insel nach dem Seekadetten Robert Pitcairn, der die Insel 1767 besuchte.
Kommen wir aber zu meiner Reise. Am 12. Mai bin ich mit dem Zug zum Flughafen Frankfurt gefahren. Von dort ging es mit dem Flugzeug über Singapur und Christchurch nach Tauranga auf die Nordinsel von Neuseeland. Nach einer Übernachtung fuhr ich mit dem Taxi in den Hafen zum Versorgungsschiff Silver Supporter.
Für die nächsten 14 Tagen sah ich nur Wasser, Wasser und Wasser. Der friedliche/pazifische Ozean lag es nicht, so dass der Seegang sehr spürbar war. Gottseidank machte es mir nichts aus. Auch, dass es kein Programm und keine weiteren Ablenkungen gab (außer eine schlechte Internetverbindung), empfand ich nicht unangenehm. Dafür habe ich sagenhafte Sonnenauf- und Sonnenuntergänge fotografieren können.
Nach 12 Tagen und etwa 5.500 km erreichte das Schiff Mangareva. Die Insel gehört zum Gambierarchipel und damit zu Französisch-Polynesien. Hier stiegen Olive, eine Pitcairnerin, Mike, jemand der auf Pitcairn siedeln will, Achim und 6 weitere Weltenbummler zu.
Nach weiteren 2 Tagen und etwa 1.300 km sahen wir am 30. Mai um 7:00 Uhr morgens Pitcairn.
Mit der Moss, dem Langboot, wurden wir zur Bounty Bay an Land gebracht. Ordnung muss sein, Brenda stempelte unsere Pässe ab. Mike, ihr Lebensgefährte brachte mich mit seinem Quad zu ihrem Haus, wo ich die nächsten zehn Tage schlafen und essen sollte.
Am Folgetag erkundete ich Adamstown. Die einzige Ansiedlung besteht im Wesentlichen aus einer betonierten Straße, die von der Bounty Bay zum Square, dem Zentralplatz führt. Hier gibt es neben Wohnhäuser, den Supermarkt, die Bank (Treasury genannt), den „Supermarkt“, die Kirche der Sieben Tages Adventisten, die Town Hall (Versammlungsraum und Gericht) und das Büro des Verwalters und eben den Square.
Am nächsten Tag wanderte ich zunächst bergauf zur Radiostation. Hier traf ich Miss T., eine Galapagos Schildkröte, die sich gerne über die Insel (langsam) bewegt und gelegentlich in den Gärten und Beeten nach Essbaren sucht.
Weiter ging es bergauf zum Highest Point. Unterwegs traf ich Achim und Olive wieder, die mit dem Quad unterwegs waren. Ich durfte aufsteigen und wurde so zum Ziel gebracht. Highest Point ist ein Grillplatz, von dem man einen schönen Ausblick auf Adamstown hat.
Jetzt ging es mit dem Quad bergab und nach einem Fotostopp erreichten wir das Grab von John Adams, seiner Frau und seiner Tochter. Adams war um 1810 der letzte Mann (und Meuterer) auf Pitcairn, nachdem sich alle übrigen Männer wegen der Frauen gegenseitig umgebracht hatten. Da er geläutert und fromm geworden war, wurde er nicht nach England ausgeliefert.
Samstag hat die gleiche Bedeutung wie bei uns Sonntag. Die Glaubensgemeinschaft stützt sich dabei auf Aussagen der Bibel („Sabbath“). Um 10:00 Uhr begann die „Sonntagsschule“ mit Videos über Bibelaussagen. Die Fortsetzung war der eigentliche Gottesdienst mit Gesängen, einer Videobotschaft eines Predigers, Gebeten und dem Zitieren von Psalmen. Aber auch hier hat wohl der Kirchgang nicht mehr die Bedeutung wir früher, denn es waren nur 1/3 der Einwohner anwesend.
Abends war ich zu einem Grillabend mit Buffet bei einem Pitcairner eingeladen.
Am Sonntag verabschiedeten die Pitcairner*innen die meisten Touristen. Hierzu habe ich auf YouTube ein Video erstellt.
(845) Rita Nowak - YouTube
Am nächsten Tag wanderte ich den Ecotrail entlang und konnte auf dem Rückweg einen wunderbaren Regenbogen erleben.
Am Montagabend haben wir bei einem weiteren Mitbringbuffet, dem sog. Public Dinner, den Geburtstag von King Charles auf dem Square gefeiert.
Weitere Ausflüge führten mich in den nächsten Tagen u.a. zum St. Paul`s Pool. Wenn die Strömung und der Wellengang es zu lassen, kann man hier baden und tauchen, aber eben nicht ich dort war.
Die Kraft von Wasser und Wellen konnte ich auch bei Tedside erleben, wohin mich Breda mit dem Quad gefahren hatte.
Der nächste Ausflug sollte zu Down Rope führen. Hier gibt es Felszeichnungen (Petroglyphen) der früheren polynesischen Bewohner zu sehen, die von etwa 1000 bis 1500 auf Pitcairn lebten. Der Abstieg erwies sich jedoch zu gefährlich für mich, sodass wir auf halben Weg zurückkehrten. (Anmerkung: Das Foto der Petroglyphen habe ich also nicht gemacht!)
Der anschließende „Ritt“ auf dem Quad führte zur Bounty Bay. Das Schwimmen dort erwies sich wegen der Strömung als sehr gefährlich. Neben blauen Flecken und Blutergüssen verstauchte ich mir den linken Ringfinger.
Zusammengefasst kann ich abschließend sagen: Es war himmlisch, eine Ruhe, die Freundlichkeit der Bewohner*innen, ich konnte meinem Hobby Fotografieren nachgehen und die vielen Gespräche und Treffen machten den Eindruck auf mich, dass ich für die 10 Tage Teil der Gemeinschaft war. So war ich auch traurig, als ich Pitcairn am 09. Juni verlassen musste und die Silver Supporter mich nach Mangareva brachte. Nach ein paar Tagen auf Tahiti flog ich über Paris zurück nach Hause. Nach 39, nicht 80 Tagen, bin ich dabei etwa 48.000 km, einmal um die Welt gereist.
verwendete Quellen: Wikipedia
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