Dezember

 

ONsüd-Bild: Sebastian Pokojski
 Über Winterbräuche

von Katharina Kumeko


Die, die mir zuerst einfallen, sind die sogenannten Rauhnächte. Sie liegen in der Woche zwischen Weihnachten, dem 25. Dezember, und dem 6.Januar, dem Heiligen Dreikönigstag. Es sind die Tage, die vom Mondkalender (im Gegensatz zum Sonnen-Kalender) her „übrig bleiben.“ Das sind die „Tage zwischen den Jahren“. Das Mondjahr hat 354 Tage im Unterschied zum Sonnenjahr von 365 Tagen. Früher feierte man in dieser Zeit Weihnachten. Das bedeutete: man feierte die geweihten Nächte. In unserem Bewusstsein sind heutzutage davon nur noch die zwei Weihnachtsfeiertage und der Dreikönigstag übrig geblieben. Damals glaubte man, dass man an diesen Tagen Zugang zur „Anderswelt“ hätte. Während dieser Zeit sollte man keine Wäscheleinen spannen und keine Wäsche aufhängen, vor allen Dingen keine weiße, weil die „Wilde Jagd“ - Wotan und seine Gefährten- die aus zwölf Wölfen oder Raben oder Knochenmännern bestand,- mit viel Stürmen und Lärmen auf Pferden durch die Lüfte ritten. Vorzugsweise rissen sie weiße Wäsche von den Leinen ab, um sie im neuen Jahr als Leichentücher für die Menschen zu verwenden, denen die Wäsche gehörte. Auch meine Mutter wusch keine Wäsche in dieser Zeitspanne, wusste aber auf meine kindliche Frage -warum sie das tat - nur zu antworten:“ Das macht man eben so!

Meine Mutter und meine Großmutter haben in dieser Zeit auch keine Wäsche aufgehängt.“

Der Brauch, so alt er ist, -(bestimmt schon über 2.000 Jahre - die Zeit der Germanen war von 100 v. Chr.-500 n.Chr.) - er ist noch da, aber unser Wissen darum, warum wir ihn begehen, ist verloren gegangen. Auch kochte und aß man während dieser Zeit keine Hülsenfrüchte. Dies Gebot kannte meine Mutter ebenfalls. Es hat vielleicht damit zu tun, dass man diese Speise als Opfergabe für die Götter darbrachte, bzw. dass man glaubte, dass dann im kommenden Jahr gesundheitliche Probleme drohten.

Bettzeug sollte ebenfalls nicht im Freien gelüftet werden, denn Dämonen hätten sich danach darin aufhalten und den Menschen Krankheiten bringen können. Ordnung sollte im Haus sein, denn Chaos ziehe sie ebenfalls an. Auch Haare, Finger -und Fußnägel durften aus diesem Grund in diesen zwölf Tagen und Nächten nicht geschnitten werden. Es durfte nicht gewaschen, nicht gesponnen und nicht gemahlen werden. Auf die Fensterbank sollte für die vorbeiziehenden, wilden Gäste eine Schale mit Gebäck und ein Gefäß mit Milch gestellt werden. Dieser Brauch hat sich noch in Schweden erhalten, dort ist es jedoch ein Schüsselchen mit Milchbrei, das Heiligabend vor die Tür gestellt wird. Es ist für die Nissen und Trolle gedacht. Ansonsten, wenn man es vergisst, droht Unglück im nächsten Jahr.

Man mag sich fragen, warum es eigentlich genau zwölf Tage/Nächte sind und keine sieben oder zehn.

Diese Zahl hat weniger mit dem christlichen Glauben zu tun, als man vermuten könnte. Eher war die Zwölf für die Germanen und Kelten eine Zahl der Vollendung und der Fülle.

Letztendlich dienten die Tage und Nächte dieser Zeit den damaligen Menschen als Einkehrzeit, als Besinnung auf das, was im letzten Jahr geschehen war. Die sogenannte „besinnliche Zeit“ ist somit weniger unser Advent bzw. Weihnachten, das nur zweieinhalb Tage dauert, als eben diese zwölf Rauhnächte, die am 25. 12. begannen. In denen man, das möchte ich noch am Schluss hinzufügen, zusätzlich das Haus und die Ställe mit Harzen und Kräutern, wie Holunder, Beifuß, Mistel und Wacholder u. a. ausräucherte, um es von Dämonen und Übeln zu befreien.

Das ist eine weitere Möglichkeit, den Namen Rauh zu erklären: dass er von Rauch kommt. Die andere Bedeutung sieht das Wort rauh als Synonym für pelzig, haarig und schließt auf die haarigen, pelzigen Verkleidungen, die die Menschen anlegten, um die Dämonen zu vertreiben.


In Japan gibt es das Fest des ersten Schnees. Man nimmt den neuen, ersten Schnee, füllt ihn in einen Wasserkessel und gießt mit dem erhitzten Schneewasser den ersten Tee des Winters auf.

In Norwegen versteckt man die Besen in der Weihnachtsnacht. Der Grund: Hexen soll die Möglichkeit genommen werden, auf Besen durch die Lüfte zu fliegen und Chaos anzurichten.

Wer in den USA am Weihnachtsbaum eine grüne Essiggurke entdeckt, darf als Erster sein Geschenk auspacken oder erhält eine andere Belohnung. Natürlich ist es keine echte Gurke, sondern eine künstliche aus Glas.

In Polen werden am Weihnachtsabend zwölf vegetarische Speisen auf den Tisch gebracht. Außerdem ist man der Meinung, dass Tiere in der Weihnachtsnacht sprechen können. Dies dachte man auch in Deutschland während der Rauhnächte.

In Griechenland kommen die Kalikanzari - das sind kleine, böse Unterweltkobolde-, um den Weltenbaum zu fällen. Jedoch wird Jesus geboren, bevor sie ihr Werk vollbringen können. Die Kobolde kommen für zwölf Tage zur Erde, um die Menschen ärgern. Deshalb brennen dort dann zwölf Tage und Nächte die Kamine, um die Menschen so vor diesen Plagegeistern zu schützen. Hier haben wir wieder den Bezug zu unseren Rauhnächten, die im ganzen europäischen Raum verbreitet waren.

Im afrikanischen Kulturraum feiert man das Kwanzaa-Fest -vom 26.12.-1.1. Es ist das Fest der ersten Frucht.

Die 7 Prinzipien des Kwanzaa sind:

1. Einigkeit,

2. Selbstbestimmung,

3. Teamarbeit,

4. gemeinsames Wirtschaften,

5. Zielstrebigkeit,

6. Kreativität und

7. Glaube.

Dazu wird an jedem dieser Tage eine weitere Kerze an einem Leuchter angezündet.



Ich habe hier nur einige der vielen Festen der Völker im Winter vorstellen können. Das Thema ist, beschäftigt sich man einmal damit, sehr vielfältig.

Beliebte Posts aus diesem Blog

aus aktuellem Anlass

in eigener Sache

Lauer Sommerabend an der alten Kastanie unter besonderem Schutz