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November

Über die Muße oder den Müßiggang


von Katharina Kumeko


ONsüd-Bild: Daniel Osthues
Das Wort ‚Muße’ ist in unserer schnelllebigen Zeit fast zu einem Fremdwort geworden. Man empfindet diesen Ausdruck oft als Anachronismus. Wer hat denn, bitte schön, in unserer modernen Zeit des „Mehr und Schneller“ noch genügend Zeit für Muße?
Dabei bietet sich der Monat November geradezu an, eigene Mußestunden zu entdecken und zu pflegen. Der Duden definiert Muße „als freie Zeit und innere Ruhe, in der man seinen eigenen Interessen nachgehen kann.“
Muße hat nichts mit Langeweile zu tun. Es ist die bewusste Entscheidung, sich freie Zeiten zu schaffen und sie mit individuellen, angenehmen Tätigkeiten oder Nicht-Tätigkeiten anzufüllen. Man fühlt sich nach solch einer Zeit erfrischt und gestärkt.
Muße heißt nicht, sich einfach hinzusetzen und von einem Medium berieseln und unterhalten zu lassen.
Es ist eine aktiv, nicht passiv gestaltete Zeit.
Hermann Hesse hat über die Muße folgendes geschrieben:

„Wenn ich nicht im Grunde ein arbeitsamer Mensch wäre, wie wäre ich je auf die Idee gekommen, Loblieder und Theorien des Müßiggangs auszudenken. Die geborenen, die genialen Müßiggänger tun dergleichen niemals.“

Das hat Hesse vor fast 100 Jahren geschrieben, nämlich 1928. Sein Buch „Die Kunst des Müßiggangs“ entstand 1904.

Und Tom Hodgkinson, ein Autor unserer Zeit, schrieb 2004 treffend in seinem Buch „Anleitung zum Müßiggang“, (das übrigens zum Bestseller wurde) :

„Der Müßiggänger hat eine Seele, die Kontemplation verlangt, und statt als Teilnehmer an amüsanten Aktiv- Urlauben und Themenabenden sieht er in einem nebelhaften Traum, wie er in einer Hütte auf einem Hügel in China sitzt, einen schütteren Bart am Kinn und ein weises, fideles Lächeln im Gesicht, und über die Schönheit der Natur… nachdenkt.“

Muße beschert uns zusätzlich noch etwas ganz Kostbares: nämlich Entspannung, einen niedrigeren Blutdruck und einen stimulierten Blutfluss im Gehirn. Besser als jede Entspannungsmusik es vermag.